Volltext: Zehn Bücher über die Baukunst

 
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sagen freier. Dies glaubte ich nicht übergehen zu dürfen, 
daß bei der Wölbung von Bogen der Anlauf etwas höher als 
der Halbmesser ausgeführt werden muß, und zwar so viel, als 
für die Beschauer die Auskragung des Gesimses bedeckt, so 
daß man es von der Mitte des Tempels nicht sehen kann. 
DIE DECKEN DER TEMPEL MÜSSEN GEWÖLBT SEIN, 
DAMIT SIE WENIGER DER GEFAHR EINES BRANDES, 
WIE VIELES ANDERE, UNTERWORFEN SIND; UND ÜBER 
DIE WÜRDE UND KONSTRUKTION DER GIEBEL. 
n. KAPITEL. 
Die Tempel sollen der Würde halber und auch hauptsächlich Die Tempel 
wegen der Unvergänglichkeit eine gewölbte Decke haben. solle" QWÖIM" 
Ich weiß wenigstens nicht, wieso es kommt, daß man fast  
keinen bekannten Tempel finden kann, der nicht durch eine 
Feuersbrunst Schaden gelitten hätte. Ich lese, daß Kambyses 
alle Tempel in Ägypten niederbrennen ließ und Gold und 
Schmuck nach Persepolis brachte. Das delphische Orakel sei 
dreimal von den Thraziern in Brand gesteckt worden, berichtet 
Eusebius. Es sei auch, finde ich bei Herodot, von Amasis 
wiederhergestellt worden, als es wiederholt von selbst ab- 
brannte. Anderswo lese ich, daß es von Phlegias zu jener Zeit 
angezündet worden sei, zu welcher Phönix einige neue Buch- 
staben für seine Bürger erfunden hatte. 
Es brannte wiederum zur Regierungszeit des Cyrus, wenige 
Jahre vor dem Tode des Römerkönigs Servius Tullius. Und 
es steht fest, daß es hierauf in jenen Jahren in Brand geriet, 
in welchen jene Leuchten des Geistes und der Wissenschaft 
Catull, Sallust und Varro geboren wurden. Den Tempel zu 
Ephesus steckten die Amazonen in Brand während der Re- 
gierung des Sylvius Postumius. Wieder entstand ein Brand 
zur Zeit, als Sokrates zu Athen das Gift trank. Auch in Argos 
soll der Tempel, lese ich, durch Feuer zugrunde gegangen sein
	        
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