des freitragenden
Entwicklung
geschichtliche
Holzbaues.
Umfange auf. Oft muß schon nach 8 bis 10 Jahren mit einer Zerstörung der eisernen Sprossen für die
kittlosen Oberlichter gerechnet werden. Beim Abbruch der alten Gleishalle auf Bahnhof Friedrichstraße
in Berlin wurde festgestellt, daß einzelne Teile bis auf 30 VH des Querschnittes abgerostet Waren, obwohl
der Anstrich mehrfach erneuert worden ist. Der Einsturz der Gleishalle für den Charing-Cross-Bahnhof
in London ist auf das Abrosten der eisernen Zugbänder für die Bogenbinder zurückgeführt worden.
Bei eisernen Lokomotivschuppen muß jedenfalls der Anstrich etwa alle 4 Jahre erneuert werden, bei
Gleishallen etwa alle 8 Jahre. Aber weder die Ölfarbenanstriche noch die Teerfarben oder Asphaltlacke,
selbst nicht einmal die teuren Metallüberzüge haben sich als dauemd wirkungsvoll erwiesen. Für kitt-
lose Oberlichte erscheinen Emailleüberzüge recht zweckmäßig, verteuern aber die Ausführung in be-
trächtliehem Maße.
Die geschichtliche Entwicklung
Holzbauesl).
freitragenden
des
Holz, Stein und Eisen sind die Urbaustoffe im Bereich aller menschlichen
Kultur. Unter ihnen stand das Holz von alters her an erster Stelle. Seien es die
geistvollen Hängebrücken der Südseebewohner oder die zwecks Aufnahme von
Erdstößen federnd durchgebildeten Holzbauten japanischer Tempel, oder nordische
Holzkirchen oder auch Einbaum und Triere, Onager, Ballist und Widder der antiken
Kriegstechnik, überall finden wir das Holz als den Baustoff, mit dem schwierige
Aufgaben gelöst werden konnten. So war es von Anbeginn aller Technik bis vor
kaum hundert Jahren. Blättern wir in alten Handbüchern der Zimmerkunst aus dem
18. Jahrhundert, so finden wir in diesen regelmäßig auch dem Bau von Maschinen
große Abschnitte gewidmet, und zwar nicht nur den Unterbauten und Tragwerken,
sondern auch den Wellen, Zahnrädern und anderen beweglichen Teilen. Diese ver-
schiedenen „Zimmerkiinste" der älteren Zeiten bilden auch für den Historiker des
Maschinenbaues eine recht wertvolle Fundgrube.
Im folgenden soll aus dem Geschichtlichen des Holzbaues lediglich einiges Be-
merkenswerte aus seiner Anwendung für Dächer und Weit gespannte Ingenieur-
bauten betrachtet werden. Als die wichtigsten Grundformen, die auch heute noch
vorhanden sind, kann man die vier folgenden Konstruktionsmöglichkeiten ansehen:
a) der Bau von Pfosten und Balken;
b) das Fachwerk nach dem Grundsatz des Aneinanderlehnens, das man als die
"Kartenhausbauweise" bezeichnen könnte;
c) das ausgebildete, eigentliche Fachwerk, das nach klarer statischer Fassung
strebt;
d) den Bogenbau aus zusammengesetzten Querschnitten.
Andere Verwendungsformen des Holzes sollen nicht in den Kreis der weiteren
Betrachtungen gezogen Werden, so z. B. der in Holland durch die schlechten Ver-
hältnisse des Baugrundes aus dem Bestreben nach Leichtigkeit des Oberbaues
hervorgegangene Bau hölzerner Gewölbeß), der seine gesamten Formen aus dem
Steinbau entlehnt und das Holz lediglich als einen leichteren Ersatz für den Stein
verwendet, oder der Lehmbau mit hölzernen Einlagen, wie ihn die afrikanischen
Neger aufführen, der in seinen baulichen Grundlagen als Verbundbau gewissermaßen
ein Seitenstück zu unserem Eisenbetonbau darstellt.
Die beiden zuerst genannten Grundformen sind unstreitig die ältesten. Schon
in ihnen zeigen sich zwei verschiedene Bestreben, die in der späteren Entwicklung
1) Die Bearbeitung dieses Abschnittes erfolgte in der Hauptsache durch RegierungSbEIImGiStQr
Franz Geißler, und zwar an Hand seines in der 1. Auflage dieses Buches veröffentlichten Vortrages
im Verein deutscher Ingenieure (Bautechnische Vorträge und Übungen, November 1919).
2) Ein schönes Beispiel gotischer Kreuz- und Sterngewölbe bietet die "Grete Kerk" in Harlem,
die durch ihr Orgelwerk und ihre gute Akustik, die auf die Holzgewölbe zurückgeführt wird, gleich gut
bekannt ist.