der frühromanischen Glaskunst beginnen die stolzen Reihen der roma-
nischen Fenster in den französischen Kathedralen und Kirchen und wie-
derum auf deutschem Boden, alle die herrlichen Glaswunder von Chalons
sur Marne, St. Denis, Le Mans, Poitiers, Chartres, Bourges und aus Peters-
lahr, in St. Kunibert in Köln, Kappenberg, Soest, Marburg u. a. In diesen
Fenstern vom 1 2. bis 1 5. Jahrhundert fühlen wir zunächst die Steigerung
der farbigen Glut, die aber mit kühleren Gläsern als in der Gotik arbeitet.
Zur Strenge der Formung gehört diese kühlere, kristallenere Leuchtkraft
notwendig hinzu. Die Farbe wird rein symbolhaft auf ihren Klangwert
und unnaturalistisch angewandt. S0 hat der große Christus der herrlichen
Kreuzigung von Poitiers hellblaues Haar. Der symbolhaften Farbe ent-
spricht die Auffassung der Form und des Inhaltes. Jede Figur ist Symbol
und jede Szene. Es ist eine Kurzschrift für von allen Verstandenes. Aus
tiefstem Gemeinschaftsbewußtsein, das in der gemeinsamen Weltauffassung
begründet ist, schufen diese anonymen großen Meister ihre Monumente.
Eindeutig ist jede große Gebärde der Gestalten, eindeutig stehen sie in der
Bildebene darin. Aus geistiger Haltung heraus nur ist das flächenhafte
Gestalten der Zeit zu verstehen und nicht aus technischem Mangel.
Das Fenster wurde aber auch flächig behandelt aus dem Gefühl für
die Funktion als räumlicher und geistiger Abschluß des Gotteshauses. Aus
Scherben, aus Flächenstücken entsteht ein Fenster. So gibt auch das recht-
verstandene Handwerk dem Künstler einen Anreiz zur flächenhaften Ge-
staltung.
Die Standfiguren von Augsburg oder von St. Kunibert sind Beispiele,
wie sicher sich jede Gestalt als Stück der Architektur fühlt, wie keine ge-
malten Architekturteile wie in späteren Fenstern die Verbindung mit dem
Bau legitimieren müssen. Dieselbe Raumsicherheit zeigen die Aufteilungen
der reicheren Fenster mit vielen Szenen in Medaillons oder anderen Unter-
teilungen. Der Sinn für den gesamten Raum und seine architektonischen
und geistigen Spannungen äußert sich auch in der farbigen Anordnung,
Wie man z. B. in St. Kunibert den geistigen Höhepunkt im Legendenfenster
über dem Altare auch in der farbigen Steigerung betont findet.
Im Vergleich an den deutschen Fenstern sind die französischen stets har-
monischer, ausgewogener in der Anordnung im großen wie im einzelnen.