Verkehrsmittel.
Die
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wurde in erheblichem Umfang für die kleinen ö-Pfennigstrecken benutzt;
nach deren Fortfall gewöhnte sich die Bevölkerung vielfach, die kürzeren
Wege zu Fuß zurückzulegen. Von der Stadt- und Ringbahn ist ferner
infolge der Verkehrsbeschränkungen eine gewisse Abwanderung nach
den anderen Verkehrsmitteln erfolgt. In der Hauptsache dürfte indes
die starke Verkehrszunahme bei Straßen- und Hochbahn durch die Um-
stellung des gewerblichen Lebens (Übergang zur Kriegs- und
Rüstungsindustrie) zu erklären sein, der die gesteigerte Notwendigkeit
der Fahrten für die Besorgung von Lebensmitteln und Haushaltsbedürf-
nissen hinzutrat. Die gleichen Einwirkungen auf den Betrieb der Ver-
kehrsmittel haben sich im Gefolge der Kriegsereignisse auch in anderen
Großstädten eingestellt. Die Überlastung der Verkehrsmittel ist nach
Kriegsabschluß zunächst bestehen geblieben. Aus London wird noch
in Berichten d. J. 1919 über das Versagen und die Unzulänglichkeit
der Verkehrsmittel geklagt; die Ursachen sind die gleichen wie die
obengenannten, vermehrte Teilnahme der Bevölkerung am Verkehr und
Mangel an geschulten Arbeitskräften für die Instandhaltung des Ver-
kehrsmaterials.
Für London ergeben sich folgende Ziffern einzelner Verkehrsmittel:
Tabelle
dätagzääilvziälief: 16:1" itrgge: Omnibusse Bevölkerung Fgärten kauf
Hauptbahnen a e mwo ner
1867 40 547 398 41 424 428 3 605 510 22,7
1881 139 233 690 72 O38 962 58 389 997 4 766 661 56,6
1901 236 506 162 340 772 414 269 933 759 6 581 402 128,7
1911 436 498 785 821 819 741 346000000 7251358 221,2
Die Zahlen sind indes nur als Teilziffern zu betrachten, da. die
Stadtlinien der Hauptbahnen (oben S. 446) fehlen. Die Angaben für die
Omnibuslinien enthalten ferner nur die Ziffern der großen Gesellschaften.
Beachtenswert ist, daß von 1867 bis 1911 die Bevölkerung sich ver-
doppelt, die Zahl der Fahrten dagegen verzehnfacht hat; ein Beweis
für die großen Umwälzungen in der großstädtischen Besiedelung wie für
die Bedeutung des Ausbaus der Verkehrsmittel.
Der Autoomnibusverkehr gewinnt eine steigende Bedeutung, die
in den Ziffern der Tabellen 30 (Friedensjahre) und 31 hervortritt. An
Autoomnibus-Stadtlinien (Autofernlinien s. unten) waren in Berlin
im Jahre 1911 rund 70 km Streckenlänge in Betrieb. Zu großer Be-
deutung hat sich der Autoomnibus im Londoner Stadtverkehr entwickelt;
der Betrieb umfaßte im Jahre 1909 1049, im Jahre 1912 2527 Kraft-
omnibusse und eine Streckenlänge von 561 km. Die Zahl der täglich
beförderten Personen betrug im Jahre 1912 bei der Straßenbahn 2 250000,
bei dem Kraftomnibus (Motorcar) dagegen bereits 1850000, so daß dieser
in der Verkehrsleistung nahezu an die Straßenbahn heranreicht, wobei
indes zu bemerken ist, daß dem Kraftomnibus die der Straßenbahn ver-
schlossenen inneren Hauptverkehrsstraßen, wie Oxfordstreet, Piccadilly usw.
freigegeben sind. Die Fahrgäste scheinen übrigens den Kraftomnibus
gegenüber der elektrischen Straßenbahn zu bevorzugen; Shrapnell-
Smith, a. a. 0., Bericht Nr. 106.
Eberstadf, Handbuch des Wohnungswesens. 4. Aufl. 29