236
Vierter Teil.
bestenfalls durch eine Moderichtung neubelebt werden; und welche
Regeln dagegen dem Bedürfnis der Gegenwart entsprechen.
Die Systematik des Straßenbaues wurde im Zusammenhang mit
den seit dem 16. Jahrhundert hervortretenden städtebaulichen Neuerungen
ausgebildet. Die bis zu Anfang des 17.Jahrhunderts entwickelte Auf-
fassung zeigt sich in dem Lehrbuch des Vincenz Scamozzi, der den
in der Abb. 20 wiedergegebenen Normalplan aufstellt. Die Stadtanlage
erscheint hier vollständig identifiziert mit dem Straßennetz, und aus
jeder Einzelheit spricht die Freude an der Einheitlichkeit und kunst-
gerechten Regelmäßigkeit der Straßenzeichnung. Für die Straßen ist
durchgängig die gleiche Breite angesetzt; zwischen Hauptstraßen, Neben-
Abb.
1 wslfiialiliiäxrilä;
1. v 21,2), ..l xi]. "
Iillx
. wV-Ißw: äwkii (
"YT-R w,
7 i.
Normalplän einer Sta (Scimozzi). Äus Eberstadt, Zur Geschichte
des Städtebaues. Zeitschr. Kunst und Künstler, 1916, S. 480.
Straßen, Wohnstraßen besteht keine wahrnehmbare Scheidung. Nur für
die äußere Ringstraße, die als Zugang zum Wall und als Auffahrt zu
den Bollwerken dient, ist eine größere Breite vorgesehen.
Mit dem Ausgang des 17. und während des 18. Jahrhunderts
macht die Reglementierung des Straßenwesens weitere Fortschritte.
Als Systematiker erlangt Frankreich hatte Italien aus seiner führen-
den Stellung verdrängt der Franzose Daviler Ansehen und all-
gemeine Verbreitung in der Baupraxis. In seinem Lehrbuche des Bau-
wesens finden wir die abschließenden Leitsätze, die uns die nunmehr
vollzogene Entwicklung anzeigen. „Eine Stadt", sagt Daviler, "ist
vom Standpunkt der Baukunst (sie) ein Inbegriff von Gebäuden, die