Der unbebaute Boden
und
Bautätigkeit.
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hat, vor allem in der Abb. 1, S. 7. Volkswirtschaftlich kennzeichnet
sich dieser Gegensatz als die Scheidung zwischen den Ländern hohen
und niedrigen Baustellenpreises.
Wir haben zuvor bemerkt, daß die Länder der intensivsten städti-
schen Konzentration und des ausgebildeten Kapitalismus nicht die Länder
der hohen Baulandpreise sind. In England, dem Lande der stärksten;
und am raschesten vorgeschrittenen städtischen Zusamniendrängung,
kostet der QuadratmeterBaugelände für Klein- bzw. Arbeiterwohnungen
in" den großen Provinzstädten 5 bis 6 M., in der T-Millionen-Stadt
London 8 bis 10 M. in den Stadterweiterungsbezirken; in Belgien in
dem Stadterweiterungsgebiet der Provinzstädte 4 bis 5 Fr., in dem der
Großstädte (Gent, Lüttich, in einzelnen Brüsseler Außenbezirken) 10 bis
15 Fr. für den Quadratmeter. In Berlin dagegen kostet der Quadrat-
meter Wohngelände in entsprechender Stadtlage bei fMietskasernen-
bebauung 60, 80 und 100 M., in anderen Großstädten mit Mietskasernen-
bebauung 30 bis 60 M. Das ist durchschnittlich das Achtfachebis
Zehnfache der Baulandpreise anderer Länder. Da auch das Eigenhaus
der Flachbauländeif mehrgeschossig meist mit 2-21], Geschossen
aufgeführt wird, geht die Auftreibung für die Stockwerkshäufung in
Deutschland auch relativ um ein Vielfaches über den Bodenpreis der
Flachbauländer hinaus. F
Es ist demgegenüber hervorzuheben, daß auch "heute noch in
Deutschland die Bildung der städtischen Baulandpreise keine einheit-
liche ist. Das zur Zeit vorherrschende System hat sich in einer Ent-
wicklung von 30-40 Jahren zwar in-raschem Vordringen im Gegensatz
zu der überlieferten Bauweise ausgebreitet. Aber nicht überall ist es
bisher durchgedrungen; auch hat in einzelnen Städten bereits der prlak-
tische Widerstand eingesetzt und unter Mitwirkung der Gemeinden und
der gemeinnützigen Bautätigkeit Versuche zur Durchführung des neuen
Städtebaues gebracht. In den Städten mit Mietskasernenbebaunng sind
ferner baupolizeilich geschützte Bezirke vorhanden, in denen die Aus-
nutzung wesentlich herabgesetzt ist, und zwar bis auf drei Zehntel der
Grundfläche und zwei bis drei Geschosse Bauhöhe.
Während die vorgenannten Angaben auf meinen privatim geführten
Untersuchungen beruhen, ist über die Wirkung der Auftreibung der
Bodenpreise neuerdings amtliches Material beschafft worden, indem die
Gemeinden von Groß-Berlin zur Information des Herrn Handelsministers"
ersucht wurden um Angabe der Baustellenpreise, die von privaten
Bauunternehmern in den Jahren 1912, 1913 und 1914 bei der Errichtung
von Kleinwohnungen, d. i. Wohnungen bis zu zwei StubenQKammer
und Küche enthaltend, gezahlt worden sind. Es ist der erste Fall, daß"
amtliche Zahlen für das ganze Baugebiet einer "Großstadt gegeben"
werden. Von den Kleinwohnungen in Groß-Berlin-Berlin und 29 Nach-