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Anwendung sparsam verfahren. Allzu oft wiederkehrend, ermüden
sie. Auch bei Szenen temperamentvollen Inhaltes, in denen es stür-
misch hergeht, soll man nicht auf- oder abblenden. Klingt aber ein
Zeichenfilm beispielsweise in eine stimmungsvolle, nahezu elegische
Abendszene mit versöhnlichem Gehalt aus, so dürfte es meist ange-
bracht sein, sie durch eine lange Abblendung auch in technischer
Beziehung weich auslaufen zu lassen. Das Bild auf der Leinwand
wird in diesem Falle am Ende unmerklich etwas dunkler, immer
dunkler und verschwindet schließlich "ganz, und die Leinwand ist
schwarz. Dann folgt der Titel "Ende".
Man verwendet auch häufig folgendes Verfahren: die Bewe-
gungen einer Szene sind zu Ende, das letzte Blatt liegt im Rahmen;
ein Blick auf den Einbildzähler der Filmmeßuhr besagt uns, daß
wir bei Meter 60 und 20 Einzelbildern angelangt sind. Wir schließen
nun in der oben bereits geschilderten Weise die Irisblende und machen
eine Abblendung von, sagen wir, 2 Metern Länge, indem wir die
Iris in etwa 34 sehr kleinen Bewegungen allmählich schließen und in
jeder ihrer 34 Stellungen je 3 Einzelbilder drehen; 34 mal 3 : IO2
Einzelbilder : fast zwei Filmmeter. Die Filmuhr zeigt jetzt an:
62 Meter, I8 Einzelbilder. (60 Meter, 20 Einzelbilder {e Io2 Einzel-
bilder : 60 Meter -{e 122 Einzelbilder 2 60 Meter 4- 2 Meter 4- I8
Einzelbilder : 62 Meter 4- 18 Einzelbilder.) Wir haben also eine
Abblendung von 2 Metern Länge gemacht. Nunmehr machen wir
folgendes: wir schließen erstens mit einem lichtdichten Deckel das
Objektiv der Kamera und drehen zweitens deren Kurbel so lange
rückwärts, bis die Zeiger der Filmmeßuhr wieder genau auf 60 Meter
und 20 Einzelbilder zeigen. Wir sind also zum Ausgangspunkt
unserer Abblendung zurückgekehrt. (Hieraus ergibt sich, wie an-
genehm es ist, wenn unsere Kamera „Rückwärtsgang" besitzt.)
Hierauf nehmen wir die letzte Zeichnung der vollendeten Szene aus
dem Rahmen und legen an ihre Stelle die erste Zeichnung der nun-
mehr anschließenden Szene. Dann nehmen wir den Deckel vom
Objektiv; die Iris ist noch immer geschlossen. Jetzt blenden wir
die neue Zeichnung auf; und zwar ebenfalls genau auf eine Länge
von Io2 Einzelbildern, indem wir mit der Iris genau umgekehrt
verfahren wie vordem. Wir legen also eine Aufblendung über die
zuvor gemachte Abblendung. Bei Meßuhrstand 62 Meter, 18 Einzel-
bilder ist die Iris wieder in Normal-Arbeitsstellung und wir fahren
unsere neue Szene in der üblichen Weise zu photographieren fort.
Wenn wir die Kopie dieser Filmarbeit betrachten, so werden wir
bemerken, daß dort, wo wir Ab- und Aufblendung übereinander
gelegt haben, die Zeichnung der ersten Szene in dem Maße zu ver-
schwinden beginnt, wie gleichzeitig die der anschließenden zweiten