die der Spätrenaissance weder als Typen noch in der
Formensprache wesentlich hinaus.
Italien, dem Ursprungslande des Barocks, sind aber
dafür auf dem Gebiete der fürstlichen Prunk,
räume und Prunkmöbel folgenreiche Anregungen
zu verdanken. So hat es dem Barockornament, dem
Kartuschenw, Rollwerk und krausen Akanthusblatt:
werk zuerst die Form gegeben, die den Schnitzereien
der fürstlichen Prunkmöbel der zweiten Hälfte des
lljahrhunderts ihr Gepräge verleiht. Die Ornament:
stiche der Federico Zuccaro und des Agostino Car:
racci um 1600 leiten die Bewegung ein, die um die
Mitte des Jahrhunderts Stephano della Bella und Pietro
da Cortona zum Ziele führen, beider Arbeiten einen
direkten Anstoß zur Entwicklung des Barockstils in
Paris gebend. Die Raumkunst des italienischen Barock
um die Mitte des 17. Jahrhunderts bildet die Grund:
lage für Raumkunst und Luxusmöbel der fürstlichen
Schlösser diesseits der Alpen im späteren 17.]ahr,
hundert. Am Anfang stehen die Raumdekorationen
der Carracci aus Bologna in Rom um 1600 (Galerie
im Palazzo Farnese). Am Ende die Schöpfungen
Pietro da Cortonas in dem Florentiner Palazzo Pitti
und den römischen Pälasten Barberini und Doriaa
Pamtili zwischen 1630 und 1660. Hier entfaltet sich
die zusammenfassende Gestaltung der Säle, Gemächer
und weiten Galerien nach einem einheitlichen, maß
lerischen und plastischen Prinzip, dessen Grundzug
die Vereinigung der nachAusdruck drängenden Kräfte
nach oben, über den Türen, an den Gesimsen und
in höchster Steigerung an den Decken ist. Im Zus
sammenhang mit der Wanddekoration gestalten sich
auch die Prunkmöbel, die Konsoltischqwandsessel
und Kabinettschränke in barockem Sinne um. So er:
scheinen in den Sälen und Galerien die mit farbigen Mar:
morplatten, mit Platten aus Marmormosaik, Pietra
dura, aus Stuckmarmor (scagliola) eingelegten Tisch.
platten und Kabinettschränke aus geschnitzten, ge:
malten und vergoldeten mächtigen Unterbauten, die
von üppigen nackten Genien, von Najaden und
Putten, von Negem und Adlern, Löwen usw., von
gerollten Bändern, Muscheln und krausen Akanthusß
blättern getragen werden. Auch Sessel, Stühle und
Schemel in reicher vergoldeter Schnitzerei mit groß:
gemusterten dunklen Sammetbezügen reihen sich zwi:
schen die Prunkmöbel ein. Spiegel und Bilderrahmen
bleiben in dem Schwung der durchbrochenen ver-
goldeten Schnitzerei nicht zurück. Der in Rom um
1650 ausgereifte Raum: und Möbelstil des fürstlichen
Barock Italiens hat welthistorische Bedeutung, weil
er die Vorstufe zu dem Stil Louisquatorze in Paris
bildet.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts greift
der üppige Schnitzstil des Barock in Italien auf die
Nußholzmöbel über. Mit dem nordischen Barock teilt
der italienische den tischlermäßigen Aufbau des Mö:
bels, Verkleidung der Flächen durch Nußholzfurnier,
die Gliederung hauptsächlich durch gehobelte Rah:
men und Verdoppelungen. Der geschnitzte plastische
Schmuck wirft sich in der Hauptsache auf die Bea
krönungen, die Gestelle und Einfassungen. Das zeigen
die italienischen Barockschränke des späteren l7.]ahr:
hunderts vier: und zweitürige Schränke verdrängen
auch hier die Truhe und die Kredenzen. Vorzügliche
Möbel des Barock entstanden in Parma, in Genua,
in Turin und Venedig. Auch die Sitzmöbel werden
teilweise reich mit Kartuschen. gerollten Bändern und
selbst mit Figuren in Nußholz geschnitzt. Zwei her,
vorragende Meister um 1700 sind auf diesem Gebiet
Andrea Brustolon in Venedig und Filippo Parodi in
Genua. Eigentümlich sind in Venedig Schemel mit
gerollten Beinen und Lehnsessel mit niedrigen Rück:
lehnen und geschwungenen Armlehnen. Auch die
italienischen Tische des reifen Barock in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, zeigen neben wuchtigen
Balustern häufig starkbewegte und mit Schnitzwerk
verzierte Voluten und Kartuschen an den Zargen und
Sockeln. Die üppigste Ausstattung mit durchbrochenem
Voluten: und Kartuschenornamenten wurde den Kir:
chenmöbeln, den Bet: und Lesepulten, Beichtstühlen
usw. zuteil. Das italienische Barock hat mit Vorliebe
die Nußholzmöbel durch teilweise Vergoldung be:
reichert. Die Lust an farbiger und glänzender Deko:
ration ergeht sich auch in gemalten Möbeln,namentlich
in Venedig, wo übrigens im Ausgang des 17.]ahr:
hunderts auch die chinesische Lackmalerei nachgeahmt
wird, ferner ebenfalls vorzüglich auf dem Boden von
Venedig und der Terra Ferma in der Belebung der
Möbel durch eingelegte geschliffene oder bemalte
Spiegelscheiben.
Das französische Möbel des
Louisquatorze
Tafel 180-188
In dem gleichen Zeitpunkt, wo in den Niederlanden,
in Deutschland und England die bürgerliche Möbel:
kunst des Barockstils einsetzt,um 1660, beginnt in Paris
am Hofe Ludwigs XIV. die Luxusmöbelkunst eine
Entwicklung, die ihr nicht nur innerhalb der fürstlichen
Prunkmöbel des Barockzeitalters die höchste Stellung
einräumt, sondern die für die gesamte Geschichte
der Möbelkunst während der nachfolgenden anderts
halb Jahrhunderte von tiefgehender Bedeutung ist.
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