HAUS
VREDEMAN
DE VRIESE
simsen gesetzt worden. Seine Überbauschränke und
Kredenzen, seine Betten, Tische und Stühle, bauen
sich aus Pfeilern und Säulen im Stil der italienischen
Hochrenaissance auf, durch das reiche Ornament in
Rollwerk, Beschlagwerk, Diamantquadern, Pyramiden:
aufsätzen und ausgeschnittenen Konsolen in die nieder:
ländische Formensprache umgesetzt. Am reinsten hat
Vredemans Stil in der Antwerpener Möbelkunst
um 1600 seinen Niederschlag gefunden. Hier sind
offenbar die besten der Kredenzen und viertürigen
Schränke entstanden, die durch reiche Pilaster, Kon:
solen und Hermen gegliedert sind, mit hohem Sockel
auf Kugelfüßen, wulstförmigen Gesimsen mit Pfeifenv
friesen in der Mitte und reichen Konsolengesimsen
als oberem Abschluß. Der besondere Vorzug dieser
flämischen Schränke der Spätrenaissance ist
das fein Verschränkte Rahmenwerk der viereckigen
Türfiillungen. Auch Betten mit Baldachinen in ähm
licher Formengebung sind erhalten. In Antwerpen
liegt die Quelle für den im Norden am meisten
verbreiteten Typus des schon erwähnten Spätres
naissancelehnstuhls, dessen Beine aus kleinen
gedrehten Balustern abwechselnd mit Vierkantstücken
zusammengesetzt sind. die Vierkantstücke durch Riegel
verbunden, die gerade Lehne mit durchbrochen ge,
schnitztem Füllbrett. Sitz und Rücklehne sind oft
auch mit Leder bezogen, und über der Rücklehne
sitzen häufig als Bekrönung der Pfosten zwei verv
goldete geschnitzte Löwen. Das fortschrittliche Ele,
ment in der flämischen Spätrenaissancemöbelkunst
liegt außer im Aufbau in der Bevorzugung der
rein tischlermäßigen Mittel. Die Einlagen und Auf,
lagen aus schwarzem Ebenholz, aus Zuckerkistenholz
und jacarandaholz haben hier ähnlich wie in der
Augsburger Spätrenaissance die reine Tischlerarbeit
befördert. Damit weist die Antwerpener Spätrenais:
sance in das neue Zeitalter der Möbelkunst, in das des
Barock. Und es ist in der Tat schwer, die genauen
XXVI