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Holzgewerbekundß.
Die
III.
artigen Kammer, so daß die Heizgase nicht in unmittelbare Berührung mit der Ofen-
füllung kommen. Am höchsten Punkt des Ofens erfolgt der Abzug der Holzgase
durch kupferne Ableitung in eine Kühlanlage, die aus großen mit Wasser gefüllten
Holzbottiehen bestehen kann. Hier verdichtet, fließt die gemischte Flüssigkeit endlich
in eine Vorlage.
Ein Brand des Kienölofens dauert 22-24 Tage, während welcher
Zeit die Temperatur bis etwa 2250 C steigen kann. Dabei verliert das
Holz etwa 36 Olo seines Frischgewichts, immer aber um so mehr, je höher
der Harzgehalt war.
Die im Ofen zurückbleibende nliotkohle" wird in einem anderen unter
der Bodenoberfläche angelegten gemauerten Ofen nochmals 2 Tage lang
geröstet, um zur „Schwarzkohle" zu werden, wobei nach einiger Zeit an
der geneigten Bodenfläche der Teer in vorgelegte Fässer abzufließen be-
ginnt. Hierbei wird die Wärme durch teilweise Verbrennung der Ofen-
beschickung selbst geliefert.
Die Versuche Parsts im Bialowieser Wald haben ergeben, daß die
Ausbeute des ganzen Verfahrens beträgt:
an Kienöl 4,1010 vom Frischgewicht des Holzes,
„ Teer 4,1010 „ „ „ „
„ Holzkohle 14,l0fo „ „ „ und
22,2 Olo vom Gewicht der Rotkohle.
Der Rest ist Wasser, Holzessig, Gase und Verluste.
Das so gewonnene Rohkienöl muE: erst durch Erhitzen und Zusatz
von gelöschtem Kalk und endlich durch Abdampfen gereinigt werden.
Der Teer brauner Holzteer des Handels kann noch zu sogenanntem
Tran weiterverarbeitet werden. Er wird zu diesem Zweck erst gekocht
und dann übergedampft, wobei etwa zla des Teergewichts übergehen.
Dieser Übergang, der Tran, ist eine zähe Flüssigkeit, die beim Erkalten
gelb wird. Man unterscheidet drei Sorten, die für Gerbzwecke, als Wagen-
schmiere und als gewöhnliche Schmiermittel Verwendung finden. Der
Rückstand ist Schusterpech.
Die Einführung dieses in Deutschland bisher wenig bekannten Ge-
werbes hätte den großen Vorteil, daß wir in der Terpentinversorgung
vom Ausland, namentlich Nordamerika, unabhängiger würden. Auch die
vermehrte Erzeugung von Holzkohle wäre für das Metallgroßgewerbe er-
wünscht. Mit einer höheren Veredelung des Stockholzes als dieser wäre
allerdings die Gewinnung seines Harzgehaltes durch Lösung und Aus-
ziehung und die Weiterverarbeitung der entharzten Holzmasse auf Zellstoff
(siehe unter Harznutzung an Kiefernarten 2.) verknüpft, so daß wohl
diese Art der Kiefern-Stockholzverwendung der geschilderten vorzuziehen
wäre, wenn schon trotz der waldbaulichen Vorzüge verwesender Stöcke
ein Großgewerbe zur Nutzbarmachung dieses Walderzeugnisses neu ein-
geführt werden soll. Im einen wie im andern Fall kämen als Standort
solcher Fabriken nur mehrere 1000 ha große Kiefernwaldungen in Frage,
die eine nachhaltige Speisung der Fabriken mit Stockholz sichern würden.
Es gibt noch ein polnisches Verfahren, bei dem die drei Haupt-
erzeugnisse Kienöl, Teer und Kohle in einem einzigen Brand gewonnen
werden.