Geradezu schauderhaft ist, was Noack in seinem Buche: Kulturschande, Die
Wohnungsnot als Sexualproblem, über den Einfluß der traurigen Wohnungs-
verhältnisse auf die Kinder und die heranwachsende Jugend mitteilt. So er-
fahren wir zum Beispiel, daß allein im Rudolf-Virchow-Krankenhaus zu Berlin
im Jahre 1923 133, im Jahre 1924 aber bereits 250 geschlechtskranke Kinder
behandelt worden sind, die zum guten Teil in der engen Wohnung ihrer Eltern
von diesen selbst oder von Geschwistern oderEinlogierern angesteckt wurden.
Wie es dazu kommt, zeigen folgende von Noack wiedergegebenen Akten-
notizen, die den Berichten des Leiters der dermatologischen Abteilung des
Virchow-Krankenhauses zu Berlin entnommen sind:
n. 1.. 1., üährig, Vater m, z Brüder. zweimalige;
mit der sie zusammenschläft. ?anüäe bewehnt einefi1 ffüiilrli
Küche. Die Stube ist vermietet, de: Untermieter lxaiäieläsfkmä
mißhrancht und angesteckt,
3,- Ema" L., 10 Jahre, Mutter geschieden, lebt mit einem anderen Ä
Manne zusammen. arbeitslos. Familie bewohnt eine Siebe;
Siährige Schwester, mit der sie zusammenschläirt. Patientin ist?
vom "Onkel", der im Hause lebt, mißbraucht und angesteckt
werden.
4. Ema F" ll Jahre, Vater Arbeiter, Ujähriger Bruder. Familie
bewohnt eine Stube und Küche. Freund des Bruders hat das
Kind vor I0 Tagen vergewaltigt. Patientiniverkehrt geschlecht-
lich mit dem Bruder, derßruder mit der Mutter.
5. Lotte 12., 9 Jahre. Vater tot, Geschwister leben nicht im
Hanse, eine Stube und Küche. Patientin ist vom ßiiihriaen
Untermieter monatelang mißbraacht und infiziert werden.
6. Hilde 11 Jahre, Vater arbeitslos, 4 Geschwister. Familie
bewohnt eine Stube, Mutter hat sich vor zwei Jahren vom
Manne angesteckt. Ihre 4 Kinder, die in einem Bett, 2 am Knnb,
2 am Fußende schlafen, sind infiziert."
ln der Kinderanstalt Buch bei Berlin waren Vvon den im Aggil:
3925 dort an Gonorrhöe m Behandlungrbeiincllichen 56 Kindern.
nachxlen Angaben des" leitenden Arztes 2 sicher und 2 wahr-
scheinlich durch Verbrechen infiziert. während 21 weites-e
Kinder wahrscheinlich innerhalbider Familie angesteckt waren.
D1; Langer bezeichnet die Mietkasernemxls "idealeißrutsiätte
für ßieschlechtskrankheiten, die Mletkaserne, vro Kinder mit
Erwachsenen zugleich ein Bett benutzen, die Tochter von 10 und
12 Jahren wegen Raummarxgels. zum Sehlaiburschen gebettet
wird". Naclw einem Berieht des, Kriminalkomnxissars Müller
haben sieh die Sittlichkeitsverbrechen im Jahre 1924 gegenüber
dem Vnrlahre um 60 Proz. vermehrt. "Die Fürsorgerin beim
Zc-ntrahugendamt der Stadt Berlin.) cxmlom -Meirer. berichtet,
dellflem Zentralsugenaaml m der zezrjvpzmwruar 1922 m;
März 1924 25 Fälle, m derlei!) vmsilx; um, 1924: m: 1;. 1:111;
1925, also in nur etwas über ein ,Yie{rteiig;lu'39 Fälle
keitsdelikten an Kindern bekanalxeworden sind.
Solche schreckl
ichen Fäl
le führt Noack
in großer Zahl