Tonna.
HERBSLEBEN.
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einen Wochenmarkt erhielt (der im 18. Jahrhundert einging). Nachdem aber 1351
die Lehnshoheit von Haus Henneberg auf die Landgrafen von Thüringen übergegangen,
verschwanden auch die Herren von Herbsleben und behielten nur einen Siedelhof
(1424 von den Landgrafen belehut). 1362 verzichten Ludwig von Wangenheim und
seine Gemahlin Uta von Ebeleben auf Ansprüche von Herbsleben. 1369 wurde
"Schloss, Haus und Stadt" Lehn der Grafen von Schwarzburg. 1382 kam der Ort
an Landgraf Balthasar, dem er besonders eine Wasserleitung (1391) verdankte. 1415
hören wir von einem grossen Brand, desgleichen 1444; 1436 von der Abfassung eines
Ortsstatuts. 1445 gehörte Herbsleben zum Antheile Herzog Wilhelnfs, 1485 kam es
an Herzog Albert, 1554 durch den Naumburger Vertrag an Johann Friedrich I. und
die ernestinische Linie. 1554-79 waren Herren von Mila in Besitz des Schloss-
gutes mit allem Zubehör eingesetzt, dann wieder die Herzöge selbst, und deren Amts-
schösser als Verwalter; 1589 kam es durch Kauf an die Familie von Kerstlingerode,
welche 1641 erlosch, wurde von Herzog Ernst demFrommen als erledigtes Lehn ein-
gezogen und 1647 an Frau von Carlowitz als Erblehn verkauft. Durch Erbfolge kam
Herbsleben 1673 an die von Meusebach, durch Verkauf von diesen 1709 „A1nt und
Rittergut" an die Brüder von Forstern, welche auch das von Kammererlsche
Mannlehngut erkauften. Ihre Nachkommen machten sich um die Gemeinde sehr ver-
dient, verkauften aber 1810 das Gut an F inanzrath Menz aus Frankfurt (und Bankier
Hötling, der jedoch 1817 seinen Theil an Herrn Menz verkaufte). Es kam weiterhin
durch Kauf 1823 an den Landgrafen von Hessen-Rothenburg, das Rittergut 1830 durch
Schenkung an die Fürstin von Hohenlohe-Schillingsfürst, das Kammerefsche Gut an
deren Gemahl; beide dann (1845, bezw. 1847) an deren Sohn, den Herzog von Ratibor.
1848 verlor das Hauptgut das Patronat über Kirche und Schule an die Gemeinde,
während die Amtsgerichte an den Staat übergingen und 1858 dem Amtsbezirk Tonna
einverleibt wurden. Der Ort litt besonders durch Brand 1627. Er scheidet sich in
ein Oberdorf von der Kirche aus, bezw. Niederdorf. Beck, Gesch. d. goth. L. III, I,
S. 340. Brückner III, IX, S. 36. 42. Galletti, Gesch. u. Beschr. d. Horzogth. Gotha IV,
S. 177. 189. Gelbke, Kirchen- u. Schulenverfass. II, I, S. 242. (Hess), Mittheil. d. statist.
Bureau I, S. 45. Merian, Topogr. super. Saxoniae 1640, S. 144. Müller, Annales d. sächs.
Hauses, S. 24. 50. 122. (Pfeffe r k o rn), Gescb. d. Landgrafsch. Thüringen, S. 64. Rein, K1. Ichters
hausen (Thuringia sacra I), 6., bes. S. '70 Anm, über die Ritterfamilie, mit Hinweis auf Correspondenz-
blatt 1860, Nr. 6. 9 u. 1864, Nr. 1; K1. Heida (Thur. s. II), S. 69. Z e yss, Gesch. d. Marktüeckens
Herbsleben, Gotha 1873.
[K i FC hß der heiligen Maria,
schwunden. Beck III, I, S. 350.]
sagenhafte
Gründung
VOII
Bonifacius
731;
VOF-
Kirche, ehemals des heiligen Wigbert [soll von diesem Heiligen im 8. Jahr-
hundert gegründet werden sein], seit 1603 der heiligen Dreifaltigkeit. Grundriss-
Form: i Der 13,4 m breite Chor, an dessen nördlicher und südlicher
Langseite ein kleiner Vorbau von der Form: k)" als ein bis zur Kirchendach-
Höhe reichendes Thürmchen heraustritt, das dem Chor gleich breite und mit ihm zu-
sammen ä8,35 m lange Langhans und der 3,2 in lange, 5,3111 breite Westthurm mit
Nordanbau stammen der Anlage nach von dem Bau, welcher 1421 (nach dem Brande
des Ortes und der Kirche) begonnen wurde; ebenso die grossen, spitzbogigen, freilich