Tonna.
BUBGTONNA.
haus sind zusammen 24 m lang, 9,6 m breit; südlich, mehr nach Osten, steht der
rechteckige (von Ost nach West längere) Thurm, welcher im Erdgeschoss 3,5 m lang
und etwas weniger breit, bis 1791 als Sacristei diente. Von Einzelheiten dieses spät-
gothischen Baues sind erhalten : je ein Fenster an der Nordost-, Ost- und Südost-Seite
und das 1. der Südseite, alle gross, spitzbogig [zum Theil ohne den einstigen Mittel-
pfosten], mit Fisch-Maasswerk: ß; ferner die Fenster des obersten Thurmgeschosses
und zwar an der Ost- und Westseite ein Spitzbogen, an der Südseite ein gepaarter Klee-_
blattbogen: A [dessen Mittelpfosten fehlt]; schliesslich eine mit eingebogenem Giebel
bedeckte Heiligennische aussen unter dem Ostfenster. Alles Uebrige ist Erneuerung
von 1586, 1695, 1733 (welche Jahreszahl über der Südthür des Langhauses steht)
und 1791. Damals Einbrechung von Fenstern, Anbau einer Sacristei an der Südseite
der Kirche etc. Die Südthür ist rechteckig, ebenso je ein Fenster rechts und links
davon, sowie die Thür der Nordseite (zum Backhausischen Kirchstand) und die (folgen-
den) Fenster dieser Seite, schliesslich die zwei Thüren der Westseite, sowohl die
untere, als die zur Empore. Ueber dieser hoch oben im Giebel ein missverstanden
gothisches Fenster (zwei Rundbogen stossen so gegeneinander, dass der Mittelpfosten
fehlt und werden wieder von drei Spitzbögen untertheilt, bei denen jedoch der aussere
Bogentheil nebst den dazu gehörigen Pfosten gespart ist). Chor und Langhaus,
welches Emporen mit schlechter Malerei zeigt, haben eine tonnenförmige Holzdecke,
der Thurm ein Walmdach (fast Zeltdach) mit Tabernakel-Aufsatz und Kuppelchen.
An der Westseite des Thurmes ist ein Strebepfeiler nöthig geworden. Bock 111, I,
S. 65. Brückner I, VIII, S. 54. Galletti, Herrschaft Tonna, S. 101. Galletti, Gesch,
u. Beschn, S. 142. Gelbke, Kirchen- und Schulenverfass, S. 404. Lotz, Kunsttopographie I,
S. 131. Rathgeb er, Beschr. d. Herzog]. Gemäldegallerie zu Gotha, 1835, S. 148, Anm. 8b, u. 428.
Taufgestcll, mit: ANNO DOMINI 1592, pokalförmig, achtseitig. Der Sockel
ist basis-artig, combinirt mit dem Schaft, welcher einen steil S-förmigen Umriss hat
(ähnlich einer breiten Baluster) und durch einige Horizontalgliederungen mit dem
halbkugeligen, achtkantigen Becken verbunden ist. Holz.
Kanzel, aus dem 17. Jahrhundert, in fünf Seiten des Achtecks gebildet, später"
erweitert, ungeschickt gemacht, mit einfachen Ecksaulen, zwischen welchen die Flachen
mit später ausgeführten Bildern gefüllt sind. Holz.
Altarwerk hinter dem Altar, gegen Ende des 15. Jahrhunderts gefertigt
Im Mittelschrein stehen in der Mitte die Figuren Mariae und Christi, links die der
Heiligen Urban, Elisabeth (Elyzabeth), Martinus (als Bischof) und Paulus, rechts
Petrus, Dorothea, Sebastian, Fabian. Im linken Seitenflügel stehen Katharina, Mar-
garetha, Bonifacius, Barbara und Johannes der Täufer, im rechten Ursula, Andreas,
Nikolaus, Jacobus der Aeltere, Oaecilia. Alle Figuren sind durch die Namen auf
den Sockeln gekennzeichnet-und in allerseltenster Weise mit fast allen Händen und
Attributen erhalten. Dies giebt dem Altarwerke seinen aussererdexitlichen Werth;
im Uebrigen ist es mittelmassige Arbeit einer nürnberger Schule, mit den charak-
teristischen, wehmüthig schiefen oder halbgeschlossenen und mit hochgezogenen Augen-
brauen modellirten Augen der hier vertretenen Richtung. Die Köpfe sind bald zu
gross, bald zu klein, die Körperkenntniss überhaupt eine unsichere, die Schnitzweise
eine harte und puppenhafte, aber die Gewandung zum Theil ganz gut und die Aus-
führung in Modellirung, Färbung und Vergoldung eine ungemein sorgfältige, auch die
der Hintergründe mit relieiirten Mustern, der Standstufen mit durchbrochenem Vier-