55 Schleikz. Scnnmz, Bergkirche.
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Innenbau
einschliesslich der im Innern sich findenden Thüren (Lichtdruck).
Der Chor entspricht in seiner ganzen Ausbildung der spätesten Gothik. Die
Fenster haben Maasswerke mit Passen und Fischblasen: ß, welche schon dem 16. Jahr-
hundert angehören (das nordöstliche und südöstliche Fenster des Schlussjoches sind
1883 um der damals gestifteten Glasfenster willen erneuert). Das Netzgewölbe des
Chores mit Stichkappen nach den Wänden hin kann in seiner heutigen Gestalt sogar
erst aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die doppelt-kehlprofilirten: V Rippen ruhen
auf nüchternen Consolen in Gestalt von Köpfen, Wappenschildern oder verkehrten
Pyramiden. An den Treffpunkten der Rippen, bei den durchlaufenden Rippen auch an
deren Scheiteln sind Schlusssteine angebracht, welche verschiedenen, jüngeren Zeiten
angehören. Nur das gerade in der Mitte des ganzen Chores angebrachte Lamm
Gottes mit der Kreuzesfahne ist noch mittelalterlich, die andern werthlos, theils von
Holz, theils nur bemalte Holzplatten mit Rosetten, Wappen, Sprüchen und einem Thier,
das zwar genau aussieht wie ein Pferd, aber den Wisent bedeuten soll, welchen
Schleiz im Wappen führt; denn es hat die Umschrift: Wappen der Stadt Schleiz 1658.
Eine Spielerei ist, dass die Rippen im Schlussjoch und im westlichsten Joch des
Chores sich nicht radial, sondern tangirend am Schlussstein treffen. Im mittleren
Joch der Nordwand (also im 1. Langchor-Joch) führt eine neuere, umproülirte Recht-
eck-Thür in die Fürstengruft; gegenüber befindet sich an der Südseite eine kleine,
gut spätgothische Spitzbogen-Thür, in der Einfassung mit Rundstäben: U und Kanten-
Stäben, welche am Scheitel und Kämpfer sich gabeln, profilirt und mit dem Steinmetz-
Zeichen: 1; versehen sind. Sie führt in den südlichen Ostanbau, die Sacristei.
Diese hat aus spätgothischer Zeit ihre zwei Kreuzgewölbe mit: V -protilirten Rippen
und ebensolchen Trennungs-Gurtbögen auf (überarbeiteten) Männerköpfen bewahrt,
ebenso an der Südwand eine kleine Schweifbogen-(A-ßlende. Die flachbogigen Aus-
nischungen an der Nord- und Westwand sind dagegen spätere Zuthat.
Die Thür, welche westlich neben dem Sacristei-Eingang von der Kirche aus in
den schmalen Verbindungsgang zur Annenkapelle (s. diese auf der folg. S.) führt, ist
spätgothisch, mit Stäben und Kehlen proiilirt. Nach Norden öffnet sich das letzte
Chorjoch in seiner vollen Breite gegen das Thurm -Erdgeschoss. (Hier das trennende
'Burgk'sche Denkmal.) Der breite Gurtbogen zwischen beiden Räumen zeigt das spät-
gothische Proül einer Abkantung an jeder Seite, die durch zwei Kehlen zwischen
Kantenstäben belebt ist. Das Sterngewölbe des Thurm-Erdgeschosses hat kehlprofilirte
(V-)Rippen, welche auf Consolen in Form von Köpfen ruhen. An der Westseite führt
eine Rundbogen-Thür mit Profilirung von Rundstäben: U und Kehlen, die sich an
den Kämpfern auseinander gabeln, in den runden Thurm-Vorbau mit der Treppe. Der
Triumphbogen zwischen Chor und Langhaus hat das gleiche Profil, wie der Gurtbogen
zwischen Chor und Thurm-Erdgeschoss.
Das in den absoluten Maassen schon breite Langhaus wirkt dadurch noch
bedeutender, dass die Strebepfeiler nach innen gezogen und bei ziemlich geringen
Breiten ihrer Vorderfiächen bedeutend tiefe Nischen bilden. Diese Schmalheit der
Strebepfeiler, auch ihre Abkantung und die Magerkeit der Kämpfer sind audallend.
Allein die Abkantung und die Kämpfer sind wohl auf Rechnung des 17. Jahrhunderts