Sehleiz.
SCHLEIZ,
Bergkirche.
Reparatur und Vereinigung derselben mit der Kospother Kapelle, ihrer westlichen
Fortsetzung; nach einer Urkunde von 1402 ward die heilige Messe in der Kapelle
von dem Pfarrer des Deutschordens auf einen Anderen übertragen, vielleicht also in
Zusammenhang mit einem Wiederherstellungs-Bau der Kapelle. Zu Ende des 15. Jahr-
hunderts wurde der Chor umgebaut. (1489 hat Meister Peter in der Pfeifermühle
„dy Pockgestelle (Bockgestelle) zu machenn und den Bodenn zu stötzenn, den Hocken
zu setzen, wo mans bedarf"; 1492 hat Meister Hans Karl zu Ranis "sechs gehauene
Fenster ittlichs (jegliches) mit dreyen Lichten und zwölf Ellen hoch, auch mitgehauenen
Gelewfften (Umrahmungen) und durchaus mit einem Kappsymess (Kalfgesims) auch
mit siben Stücke Symes (Gesims) über dem andern Symes" zu machen. 1494 über-
nahm Meister Hans „ein Symes mit einer Kell (Kehle) und den Kohre (Chor), ein
gehawene Rynne (gehauene Rinne) zwischen Kohre und Thorm mit Kragkenn-Steinenn,
die Pfeiler zu dachenn mit guten gehawenen Steinwergk, dyselbigen nach dem form-
lichstenn zu kelenn (kehlen) den Wendelstein (Wendeltreppe) mit einem Symes" etc.,
1497 "den Chor zu wölben uff reiniglichste (sauberste) und formichlichste und darczu
zu thun" etc. „von obinrauwe bis uff dy Sole mit der Sacristein". Um 1630 wurde
das Langhaus erweitert, erhöht und gewölbt. Die Kospother Kapelle wurde 1820, da
der Kirchenvorstand und die Familie Kospoth sich über die Erhaltung nicht einigten,
mit Ausnahme ihres Ghores und ihrer Sacristei (des erwähnten Lagerraumes) abge-
brochen und die Annenkapelle einfach, in kleinerem Maassstab wieder gebaut, das
Kospoth'sche Wappen aber wieder an der Vorderseite eingelassen.
Sehen wir nun, was uns der Bau selber erkennen lässt. Wir haben verschiedene
Bauzeiten und Aenderungen vom 12. Jahrhundert an bis auf unser Jahrhundert vor
uns, zum Theil mehrfache Umänderungen und Ergänzungen an denselben Stellen, so
dass dadurch die Einzeltheile etwas verwickelt erscheinen. Hauptsächlich sind es
folgende Bauzeiten. Zuerst, wie Alberti richtig erkannt hat, die romanische, um
1150 oder eher etwas später, also zu einer Zeit, als Schleiz vermuthlich noch unter
den Herren von Lobdeburg-Arnshaugk stand. Dann fällt aber eine offenbar sehr be-
deutende (von Brückn er und Alberti nicht berücksichtigte) Bauthätigkeit in die
Zeit der Frühgothik, und zwar in den Formen, welche in diesen Gegenden in der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auftreten. Dies war also die Zeit, in welcher der
Stifter des Hauses Gera, der 1278 gestorbene Heinrich (der Verwaiste nach Limmer,
oder der Mehrer nach Brückner) lebte (der bedeutende Förderer kirchlicher Stiftungen
in Cronswitz und vielen anderen Orten), und in welcher der Deutschorden zuerst Macht
in Schleiz gewann. Auch in den folgenden Jahrhunderten glaube ich den künstlerischen
Einiiuss des Deutschordens (der seit 1284 Patron) deutlich zu erkennen. Sein Ordens-
kreuz ist an der Bergkirche, wie auch an der benachbarten Wolfgangs-Kapelle reich-
lich vertreten (vgl. Rödersdorf). Die Bauperiode des 14. Jahrhunderts tritt mehr
zurück, dagegen die spätgothische vom Ende des 15. sehr vor, und war gewiss der
Bürgermeister Georg Hartung (zwischen 1482 und 1498 im Amt) dafür sehr thätig
(s. Kanzel). Weitere Veränderungen kleinerer Art, besonders die Aufstellung einiger
der schönsten Denkmäler fallen in das folgende Jahrhundert, dann der durchgreifende
Reparaturbau in das 17. Jahrhundert (Schlussstein im Chorgewölbe mit: 1658, s. S.
Damals muss ein sehr reges Kunstgefühl mitten im dreissigjährigen, Krieg und später
hier geherrscht haben. Dies und das stolze Bewusstsein der Schleizer bezeugen die
sichtbaren Stiftungsjahre auf den prächtigen Denkmälern und Ausstattungs-Gegen-