Lobenstein.
Eßmsnonr.
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Ebersdorf", 5 km nordnordöstlich von Lobenstein; Ebirsdorf, seit 1402 erwähnt,
gehörte den Herren des Schlosses (s. bezw. seit dem Lehns-Heimfall 1681 den
Grafen Reuss jüngerer Linie und wurde nun Residenz der damals neu gebildeten
Landesherrschaft Reuss-Ebersdorf, erhielt Marktrecht etc., ward der Sitz aller
Gerichts- und Verwaltungs-Behörden und blühte auf. Der kleine Staat vergrösserte
sich 1711 durch den Anfall von Erbtheilen des damals erloschenen Hauses Reuss-
Hirschberg, 1802 ebenso durch Erb-Antheil von Reuss-Gera, 1824 durch das Erbe
des ganzen Fürstenthums Lobenstein, fiel aber 1848 an Reuss jüngerer Linie (s. Ge-
schichte des Amtsgerichtsbezirkes Lobenstein), und das ganze Gebiet Ebersdorf wurde
dem Amt Lobenstein untergeordnet. Die Stadt hatte an Wohlstand und Bedeutung
besonders durch die Brüdergemeinde der Herrnhuter gewonnen, welche 1733 hier vom
Grafen Zinzendorf, Schwager des damaligen Landesherrn Heinrich XXIX., gegründet
wurde. Brückner, Landeskunde, S. 731 f. Kirchengall. S. 153, mit Ansicht.
Kirche, mit Benutzung spätgothischer Mauern die jetzige Kirche soll
etwas höher liegen, als die alte) 1622 gebaut, 1872 erneuert. Der in drei Seiten
geschlossene Chor und das Langhaus bilden einen gemeinschaftlichen Raum mit
flacher Holzdecke und rundbogigen (fast parabolischen) Fenstern und Thüren. West-
lich der schmalere Thurm, welcher unten einfach wie die Kirche, dieser durch seinen
1848 erneuerten, hohen, mehrfach verjüngten Holz-Aufsatz ein ganz stattliches Aus-
sehen giebt. Es folgen nämlich, übereinander gehäuft: Achteck-Geschoss, Schweif-
kuppel, Achteck-Geschoss, Zwiebelkuppel, Tabernakel-Aufsatz und ein hoher Helm
mit grosser Wetterfahne. An der Südseite der Kirche tritt der Fürstenstand vor,
welcher im Innern etwas reicher gestaltet ist, als die übrige Kirche. Seine Stuck-
decke, ähnlich der im Schloss (s. folg. ahmt ein Spiegelgewölbe nach; Engel in
den Ecken der Wölbflächen halten Rankenwerke und eine in den Mitten befindliche
(leere) Oartouche, das (auch leere) Mittelfeld hat eine Eichenkranz-Umrahmung. Die
zwei, nach der Kirche gehenden Korbbogen-Oeffnungen haben einige Umrahmungs-
Gliederung mit Schnecken an den Kämpfern und in den Scheiteln, zwischen den
letzteren einen niedlichen Engelskopf. Alles Stuckwerk ist leider stark überweisst.
1777 wurde neben dem Fürstenstand ein Cavalier- und Beamten-Stand gebaut.
Brückner, S. 734. Kirchengall. S. 154, mit ganz guter Ansicht.
Gedenktafel in der Vorhalle. Inschrift-Tafel für Sophie Eleonore, das 1727
gestorbene Töchterchen des fürstlichen Hofmeisters von Bonin, in rechteckiger Um-
rahmung mit Akanthus-Ranken, in welchen oben noch zwei kleine, mittelmässige
Medaillongemälde, nämlich links das knieende Kind, rechts der Heiland sich befinden,
unten Wappen. Darüber zwei hässliche Engel mit Krone. Holz, farbig. Brückner a. a. 0.
Kelch, hochgothisch, aus dem 15. Jahrhundert, sehr gut, in feiner Form und
sauberer Ausführung. Fuss rund, mit aufgelegtem Oruciiix. Am Knauf Rnutenwürfel
(mit eingebogenen Seiten), mit: ibesvs; zwischen ihnen gravirte Maasswerke. Am
Schaft über, bezw. unter dem Knauf: pafce nos (Weide uns), bezw. bilf maria.
Silber, vergoldet. 16 cm hoch.
Kelch, wohl von 1581 (im Anlauf später verkürzt). Fuss in Sechspass-Form: a.
Am Knauf Würfel (leer), dazwischen Eier: U, mit doppeltem Umriss. Hostien-
teller dazu, mit: 1.581. Kupfer, vergoldet.