222
SGHWARZBURG.
Königsee.
36
einer lebensgrossen Auerhenne aus vergoldetem Silber, welche in ihrer linken
erhobenen Kralle ein Cartouchen-Schild mit dem auf Silber geätzten, schwarz-
burgischen Wappen von: 15.5.9 trägt, selbst aber, laut Gravirung auf dem Halsring:
K. G., unter Karl Günther (T 1630) wahrscheinlich in Nürnberg gefertigt ist. Sie
ist hohl, mit abnehmbarem Kopf, zum Trinken eingerichtet; die selbständig ge-
arbeiteten Flügel sind angeschraubt. (Die Henne wird von den zum ersten Mal
bei der fürstlichen Tafel erscheinenden Gästen ausgeleert, indem ihnen zugleich ein
derber, ebenfalls mehrere Jahrhunderte alter Holzklotz (das Geschmeide oder „die
Jungfrau gut") um den Hals gelegt wird.)
In einigen Zimmern befinden sich noch Möbel, Schränke und Tische, deren
Platten in einfach guten Mustern des späteren Regentschaftsstiles mit farbigen
Hölzern eingelegt sind. Das Mobiliar in dem dem Pferdezimmer benachbarten
Gemach erfreut sich eines gewissen Ruhmes als gänzlich versilbert.
Schlosskapelle, modern vom Geheimen Baurath Brecht restaurirt, mit
schwarzen und weissen Alabasterplatten von der älteren Kapelle. [Die ältere
Kapelle hatte noch ein oberes Emporengeschoss] Unter der Kapelle eine fürst-
liche Gruft aus dem 16. Jahrhundert in zwei Abtheilungen, worin die Fürsten Ludwig
Friedrich I. bis Friedrich Karl beigesetzt sind. Taufkanne von: 17.54, in ge-
schweifter Form, mit Namenszug: ES. und Krone; von Zinn. Weinkanne, aus
dem 18. Jahrhundert, in Seidelform. Auf dem Deckel Anfangsbuchstaben, auf der
Kanne ein Herz mit den Leidenswerkzeugen um die Worte: Das Blut Jesu Christi
etc. gravirt; Kelch, mit Sechspass-Fuss und Würfeln am Knauf mit: IESVS Ph,
20 cm hoch; Hostienbüchse und Hostienteller, alle wohl aus der gleichen
Zeit, mit Namenszug und Krone, von vergoldetem Silber. 3 Glocken, davon
2 neu, die 3. laut lateinischer Angabe 1738 von J oh. Fehr in Rudolstadt unter Fürst
Friedrich Anton mit den metallischen Ueberbleibseln des zweifachen Brandes ge-
gOSSBII. Cautor Voigt in Schwarzburg, Mittheilungen.
Das Leutenberger Gebäude ist ausser der Gruft das einzige, in welchem
sich, wenn auch geringe, künstlerische Reste des Schlossbaues von 1548 erhalten
haben. Es sind einige einfache Kreuzgewölbe in den Dienerschafts-Räumen, deren
zwei im Schlussstein den Löwen, eines dazu die genannte Jahreszahl tragen.
Wir kommen nun zu den von der hier behandelten Gebäudegruppe selbständigen
Gebäuden, welche noch die Fläche des obersten Burgbezirkes füllen.
Am nördlichen Aufgange zum Schloss beündet sich eine kleinere Gebäudegruppe.
Hier das Thorhaus mit der Jahreszahl: MDCCXXI und einigem Volutenwerk an
den Seiten, erneuert; daran stossen die ganz schmucklosen Gebäude der Schloss-
wache (Burgvogtei) und weiterhin das Zeughaus. Dies, ein dürftiges, mangel-
haft ausgestattetes Gebäude, erweckt unser hohes Interesse durch den Inhalt, der,
zum Theil von hervorragender Bedeutung, freilich in einem schöneren Baum mehr
zur Geltung kommen würde. (Er ist neuerdings durch den Direktor der Leibrüst-
kammer in Stockholm Ossbahr geordnet.) Im Erdgeschoss sind es meist Kanonen,
Gewehre und andere Waffen. Die schönsten Gegenstände stehen aber auf einer
Gallerie, die oben ringsum als Empore läuft, und auch an deren Brüstung und
Wänden. Die Sammlung birgt Waffen und J agdgeräthe vom 15. Jahrhundert (auch
einige der ältesten europäischen Feuerwaffen) bis jetzt und ist darum in geschicht-