Stadtilm.
Srumnm,
Schloss.
regierenden Grafen Karl Günther, die damals noch als Prinzen lebenden Ludwig
Günther und Albert Günther, aufgeführt wurde. Diesem Schlossbau verdankt das
heutige Gebäude seine ganze Aussengestalt. Es wurde wohl seit 1625 nicht
mehr von Fürstlichkeiten selbst bewohnt, doch noch in Stand gehalten, auch 1735
erneuert und eine im Obergeschoss belegene Kapelle eingeweiht. Dann besonders
durch den Brand von 1780 beschädigt und verfallend, wurde es 1811 an die Stadt-
gemeinde verkauft, von dieser dann weiter an Privatbesitzer und gehört jetzt Herrn
Otto Martini, der einen Theil für Wirthschaftszwecke und als Lagerräume benutzt,
einen Theil aber, so den grossen Saal des Erdgeschosses rechts (östlich) vom
Durchgang und Zimmer des Obergeschosses, als Gasthof verpachtet hat. Es ist
aussen, wie innen ziemlich schlecht erhalten. Seine Südfront nach der Schlossgasse
hin ist die Hauptfront. Im Erdgeschoss befinden sich hier ausser den schon er-
wähnten Fenstern und Thüren drei grosse Rundbogen-Thüren an den Ecken und
in der Mitte, welche von dem Bestreben einer symmetrischen Eintheilung der Front
zeugen. Die Profile und Einfassungs-Pfeiler mit einfachen Kämpfergesimsen sind
ganz gut gearbeitet. Ueber der östlichen dieser drei Thüren erkennt man im
Wandputz die Spur eines rechteckigen, von einem Giebeldach bekrönten Anf-
satzes [also einer Tafel, welche Wappen bezw. Inschrift trug]. Während die west-
liche Hälfte der Südfront zwischen den Hauptthüren die verschiedensten schlechten
Fenster und Thüren zeigt, wirkt die östliche Hälfte mit den vier gepaarten,
rechteckigen und in den Stein-Einfassungen gut: f. proiilirten Fenstern eben-
mässiger. Ebenso die Fenster des ersten Obergeschosses, mit welchen übrigens der
Fachwerk-Bau beginnt. Die Ziergiebel, welche am Längsdach auf sehr hohen, senk-
recht aufgeführten Aufsätzen ruhen, haben die übliche Form der Spätrenaissance
(vgl. z. B. meining. Schloss in Kranichfeld oder Rathhaus in Saalfeld in Band
Saalfeld, S. 100. 126 und Lichtdrucke), aber in möglichst einfacher Ausbildung.
Ihre Fenster haben Stein-Einfassung, doch die theilenden Pfosten, Gesimse und
Eck-Verquaderungen sind sämmtlich nur in Putz hergestellt. Durch das Abfallen
desselben an der ganzen Front, durch Verschmutzung, Reste aufgeklebter Zettel,
ein geschmackloses Ciasthzuls-Schilrl, die willkürlichen Durehbrechungen und Zu-
mauerungen im Erdgeschoss, sowie durch das westlich anstossende, hässliche
Gebäude erhält die ganze Hauptfront eine unerfreuliche Erscheinung. Immerhin
würden die mächtige Breiten-Ausdehnung, die zahlreichen, steinernen Fenster
(oben dreizehn Paare), die vielen, beherrschenden Giebel bei einigermaassen sauberer
Wiederherstellung den Gesammt-Eindruck zu ganz guter, malerischer Wirkung
bringen (wie es bei den die störenden Einzelheiten weniger fühlbar machenden Ab-
bildungen der Fall ist). Zu dem malerischen Bilde tragen nicht unwesentlich die
Thürme bei. Der westliche gehört bis zum Aufsatz noch der mittelalterlichen
Stadtbefestigung an (und ist deshalb dort zu besprechen). Der östliche, welcher
die ganze Front durch sein kräftiges Vertreten und seine stattliche Höhe belebt,
ist in seinen rechteckigen Fenster- und Thür-Oeffnungen modern vereinfacht; in der
stark eingezogenen Schweifkuppel mit Tabernakel-Aufsatz und kleiner Abschluss-
Kuppel verräth er das 18. Jahrhundert. Die Nordfront des Schlosses ist unten nur
mit kleineren Durehbrechungen versehen gewesen, zum grossen Theil durch häss-
liche, spätere Vorbauten (meist Faclnverk) verdeckt und entstellt, oben wie die Süd-
front entwickelt. Der Unterbau dieses Theiles ist zugleich die alte Stadtmauer