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Der
Fürstenbau.
Veste
Coburg.
der Veste, welcher im Jagd-Zimmer zur Besichtigung ausgelegt ist. Manche Scene
ist in diesen Zeichnungen deutlicher als in den Intarsien zu erkennen, da hier der
Kunstschreiner durch die schwierige Technik der Holzmosaik gehindert war. Viel-
fach sind auf den Skizzen die Namen der Farben dabei geschrieben, besonders bei
den Kostümen. So sind z. B. die Farben der Trachten des Herzogs Johann Kasimir
genau angegeben. Doch ein Vergleich mit den wirklichen Intarsien zeigt, dass diese
Angaben nicht mehr in allen Fällen stimmen. Theils sind die Farben wohl nach-
gedunkelt, theils ist bei der Wiederaufstellung im 19. Jahrhundert wohl manches
nachgebeizt, auch restaurirt f). Die ebenfalls aus Holz geschnitzte Decke besteht
aus sechs Feldern. In diesen sehr reich ausgestatteten Kassetten befinden sich
Ornamente in Holzintarsia. Decke und Wandbekleidung wirken ausserordentlich
harmonisch zusammen. Unter den auf unsere Zeit gekommenen Beispielen einer
vollständig durchgeführten Zimmerbekleidung der deutschen Spätrenaissance ist
das Jagd-Zimmer der Veste Coburg eines der am Besten erhaltenen.
Die reichen Prunkmöbel, welche in dem Jagd-Zimmer stehen, sind sämmt-
lich Intarsia-Möbel, welche von der jetzigen Museumsverwaltung aus den Samm-
lungen der Veste einheitlich ausgewählt sind. Der künstlerische Gesammteindruck
des schönen Raumes ist dadurch ausserordentlich. harmonisch geworden. Der
nebenstehende Lichtdruck giebt das Innere des Jagdzimmers nach einer früheren
Photographie wieder. Ein hier aufgestellter Schreibtisch stammt aus dem
Besitze Herzog Ernsts des Frommen. Das bereits oben erwähnte, aus Elfen-
bein geschnitzte Blashorn, von welchem das Zimmer den Namen Horn-Zimmer
erhalten hatte, ist, wie bereits hervorgehoben wurde, eine Arbeit des 17. Jahr-
hunderts. Unter den reichen Schnitzereien des Horns befindet sich das Porträt
Gustav Adolfs von Schweden, sowie Reliefs, welche Kämpfe in den Rüstungen und
Uniformen aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges darstellen.
Neben dem Jagd-Zimmer nach Osten liegt ein schmaler Raum, welcher bis
zum Jahre 1903 als Magazin für eine grosse Anzahl ungeordneter Kunstgegen-
stände und historischer Erinnerungen diente. Seitdem hat der jetzige Vorsteher der
Kunstsammlungen der Veste die werthvollsten Stücke ausgewählt und in die übrigen
Sammlungen eingereiht. Dieselben haben dadurch in fast allen Abtheilungen
wichtige Bereicherungen erfahren.
Der westliche Burghof ist von dem soeben geschilderten östlichen Burg-
hof getrennt durch die Hohe Kemenate und durch eine Mauer mit regelmässigen,
oben offenen Schiessscharten, die an dieser Stelle zwecklos sind, da die Mauer keinen
Wehrgang hat. Diese Schiessscharten sind bei der Restaurirung um die Mitte des
19. Jahrhunderts ausgeführt. Doch die Mauer mit dem breiten Thor ist damals,
wenigstens zum Theil, schon vorhanden gewesen. Das zeigt eine Zeichnung in
dem Album aus dem Jahre 1840. Daselbst sieht man, dass die Mauer an der
oberen Kante mit schräg gestellten Ziegeln gedeckt war. An der südlichen Hälfte
dieser Mauer stand damals ein zweistöckiges Fachwerks-Gebäude, das Pfarrhaus.
1') Dieser Band mit den Skizzen Birekners ist nicht zu verwechseln mit dem J agdbuch desselben
Malers, welches die Jagden des Herzogs Johann Kasimir in durchgeführten farbigen Bildern enthält. Dieses
Jagdbuch ist Eigenthnm der herzoglichen Bibliothek in Gotha und befindet sich als Leihgabe in den
Kunstsammlungen der Veste Coburg. Siehe den Abschnitt: Das Kupferstich-Cabinet.