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Geschichte
Veste.
Veste
Coburg.
Sonsten finden sich hierinnen verschiedene Pulverthürme, Wind-, Ross-,
Tret- und Hand-Mühlen, ein Laboratorium, ein Brau-, Vorraths-.
Schaaf- und Back-Haus.
Diese Vestung hat nur einen Eingang auf einem schmalen Weg, welcher,
ausser der Mauer, Pallisaden und Schlagbäumen, mit vier Thoren und einer Zug-
brücke wohl verwahret ist. Ohne herrschaftlichen Specialbefehl wird niemand hinauf
gelassen, die Vestung auch daher stets verschlossen gehalten."
Im Jahre 1688 soll nach einer uncontrollirbaren Nachricht f) Herzog Albrecht
die Kirche auf der Veste restaurirt haben. Doch halte iches für möglich,
dass hier eine Verwechslung mit dem von demselben Herzog Albrecht begonnenen
Bau der Schlosskirche in der Ehrenburg vorliegt. Zu dieser hat Herzog
Albrecht im Jahre 1690 den Grundstein gelegt. Die Kirche auf der Veste war im
Jahre 1725 so baufällig und lebensgefährlich, dass die Garnison der Veste in der
Stadtkirche zum Gottesdienst gehen mussteff). Die Pfarrei auf der Veste
wurde im Jahre 1669 errichtet. Die Pfarrei wurde im Jahre 1827 nach dem Tode
des letzten Pfarrers, Günther. wieder eingezogen. Die Pfarrer wohnten in dem
Pfarrhaus im westlichen Burghof neben dem Hauptthor der Veste.
Von der Veste wird im 18. Jahrhundert nur selten in den Chroniken berichtet.
Bei freudigen Ereignissen in der Geschichte des Herrscherhauses wurde von der
Veste Salut geschossen. Von den ferneren Kriegszügen, welche das umliegende
Land heimsuchten, namentlich im siebenjährigen Kriege und in den Napoleonischen
Feldzügen, ist die Veste unberührt geblieben. Nur einmal, als der grosse Voll-
endungsbau der Bastionen kaum fertig war, ist die Veste von feindlichen Truppen
eingenommen worden: am 7. März 1680 wurde die Veste von gothaischen Soldaten
besetzt. Herzog Albrecht, welcher in der Ehrenburg residirte, rückte sogleich mit
der Bürgerschaft und der Leibgarde vor die Veste, wurde aber nicht eingelassen.
Erst am 24. Juli wurde die Veste dem Herzog Albrecht wieder übergeben.
Gelegentlich wurde die Veste als Gefängniss für hochgestellte Gefangene ver-
wendet. Im Jahre 1665 wurde Herr von Schönstedt von Speyer aus mit 18 Reitern
in einer Kutsche auf die Festung „in dasihm bereitete ewige Gefängniss" gebracht.
Derselbe lag dort acht Jahre in Ketten und Banden bis zu seinem Tode im
Jahre 1671.
Im Jahre 1704 wird von der „grossen Hofstube zwischen dem Fürsten- und
Obersten-Bau" berichtet, dass der Blitz, ohne zu zünden, dort eingeschlagen habe.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts ist die Veste allmählich immer mehr in
Verfall gerathen. Schon im Jahre 1727 war ein Stück der Mauer eingefallen
und wurde wieder aufgebaut. Doch die meisten Verbesserungen, die der
Oommandant v. Hanstein im Jahre 1733 beantragte, wurden aus Mangel an
Geld abgelehnt. Die oft erzählte Sage von dem unterirdischen Gang, welcher von
der Veste nach der Stadt Coburg führen solle, tauchte wieder auf. Der Comman-
dant v. Hanstein liess danach suchen, doch es wurde nichts davon gefunden. Die
Nachrichten von diesem Gang gehören, wie fast alle Erzählungen von unterirdischen
Gängen auf deutschen Burgen, in das Reich der Märchen.
ü) v. Kawaezynski, Die Veste Coburg.
M) Aeten des herzog]. Archivs in der Ehrenburg.