CoBURG,
Privatgebäude.
Coburg.
giebel dieses Hauses entspricht noch ganz dem gothischen Stil. Die einfachen
Holzdecken im Innern zeigen die schlichten Formen des 16. Jahrhunderts.
Zwei gotliische Giebel befinden sich an der Hofapotheke in der Front der
Steingasse.
Ursprünglich hatte wohl in Coburg die Mehrzahl der Wohngebäude den Giebel
nach der Strassenseite. Zwischen den einzelnen Häusern befand sich eine schmale,
etwa mannsbreite Lücke. Dorthin tropfte das Regenwasser. Dort hinaus wurden
auch die Aborte gelegt. Eine solche Abortanlage war noch bis vor kurzem am
Rathhaus in der Ketschengasse erhalten. Derartige Lücken zwischen den Hiiusern
finden sich noch in vielen Strassen, z. B. in der Ketschengasse zwischen den
Häusern Nr. 32, 34, 30, 28, ferner zwischen Nr. 33, 35, 37. Ebenso in der Kuh-
gasse, ferner an beiden Seiten des Karyatitleil-Hauses Spitalgasse Nr. 12, und an
anderen Stellen der Stadt.
Eins der ältesten Privatgebiiude der Stadt ist der Gasthof zum
Adler in der Spitnlgnsse. Im Innern sind die Kreuzgewölbe
halten. Das Aeussere ist später unlgebaut.
S c h w a r z e n
im Keller er-
Renaissance.
Das am besten erhaltene Privatgebätitle unter den Renaissance-Häusern C-oburgs
ist das Haus Herrengasse Nr. 17. Für wen das Haus erbaut ist, ist uns
ebenso wenig überliefert wie der Name des Baumeisters. Auch die Embleme im
Schlussstein der Hansthür und die beiden Wappen in der Wappentafel hoch über
der Hansthür haben darüber bisher noch keinen Aufschluss gegeben. Man hat
das Haus mit der ehemaligen nsteinernen Kemenate" verwechselt, welche Herzog
Johann Kasilnir von einem coburger Bürger angekauft und als Trinkstube für
seine Beamten eingerichtet hat. Doch diese Kemenate ist das gegenüberliegende
Haus Herrengasse Nr. 4. Die Architektur hat grosse Verwandtschaft mit der
alten Front der Ehrenburg in der Steingasse. (Siehe die nebenstehende Abbil-
dungstztfel.)
Wie an der Ehrenburg sind die hart neben einander liegenden Zwillingsfenster
durch eine gemeinsame Bekrönung von zwei wagrecht liegenden Voluten zu einem
einheitlichen künstlerischen Ganzen zusammengefasst. Innerhalb einer jeden dieser
Volute ist genau dasselbe Blattornament wie an den Voluten der Ehrenburg in den
Stein gemeisselt. Auch das reiche Gesims mit den beiden zierlichen Consolen, welches
die Hansthür bekrönt, hat ähnliche Formen wie die Bekrönung der Fussgänger-
Pforte des Portals der Ehrenburg. Es liegt daher nahe, bei beiden Bauwerken an
denselben Architekten zu denken, also an den Meister Paulus aus Nürnberg,
welcher die ersten Entwürfe der Ehrenburg gemacht haben soll. Das Haus der
Herrengasse ist im Jahre 1591 erbaut. Denn die Zahl 1.91 im Fries des Portals
muss trotz der heute zerstörten zweiten Ziffer als 1591 gedeutet werden. Auch
die Bekrönung des kleinen Portals der Ehrenburg mag ungefähr in derselben
Zeit entstanden sein. Doch der Hauptbau der Ehrenburg ist um 1545 entstanden.
Das bedeutet einen Zeitunterschied von 46 Jahren. Wenn das Haus in der
Herrengasse in der That von dem Architekten der Ehrenburg erbaut ist, so
müsste die Ehrenburg ein Jugendwerk des Meisters, das Haus in der Herren-
gasse aber ein Werk des hohen Alters sein. Dies ist wohl möglich.