OHRDRUF,
Schloss.
Ohrdruf.
ist jetzt, wie der Flur selbst, gleichmässig hellgrün gestrichen. Das Treppen-
geländer ist aus Holz, durchbrochen in Mustern geschnitten, weniger bedeutend.
Der gegen den Hof vorspringende Theil des Nordfiiigels enthält im Ober-
geschoss die grosse Aula, welche mit Stuckaturen aus der Roccocozeit um 1760
ausserordentlich reizvoll geschmückt ist. Sie erhält von vier Seiten her Licht.
An den Wänden, welche in den Ecken abgeschrägt und ausgenischt sind, zeigt sie
Feldertheilung mit gefälligen Ornamenten und Blumen, mit Emblemen verbunden,
und es sind besonders die Nischen in reizenden, schwungvollen, theils natura-
listischen, theils geschnörkelten Stuckirungen im oberen Bogen, wie in der Be-
krönung belebt In anmuthig spielender Weise sind die vier Jahreszeiten durch
Blumen, Garben nebst Sichel, Reben nebst Becher, Eiszapfen nebst Feuer (s. Ab-
bild. auf vor. S.) zierlich angedeutet. Die Decke hat die Form einer Flachkuppel und
zeichnet sich durch sehr geschickte Anordnung desRahmeniverkes und der Füllungen
aus: ein grosses Feld mit Rahmenwerk umgiebt eine Mittelrosette, und nach den
Seiten hin wechseln in guter Vertheilung ein- und ausgebogene Felder mit Zier-
Ornamenten Im Südflügel hat sich im 1. Obergeschoss in einem Zimmer
der Landrathswohnung eine Decke aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit
Netzwerken und Blumenkörben in Stuck, wenn auch dick überweisst, erhalten.
Der Gutshof des Kammergutes ist an seiner Westseite von dem Ost-
flügel des Schlosses, dem verbindenden Mauerstück und dem Amtsgerichtsgebäude
in unregelmässigem Linienzuge begrenzt. [Hier haben wir uns wohl den einstigen,
vor dem Ostfliigel des Schlosses laufenden Graben zu denken.] An den drei
anderen Seiten wird der Hof von den geradlinigen, stumpfwinklig an einander
stossenden Guts- und Wirthschafts-Gebäuden eingefasst. Von diesen, im Uebrigen
schlichten bezw. neueren Gebäuden ist nur ein jetzt als Scheune dienender einstiger
Thorbau bemerkenswerth, welcher ein kleines Stück des nördlichen (eigentlich
nordöstlichen) Flügels einnimmt; er liegt nahe dem Schlosse. Von diesem Bau
ist es wiederum nur das sogenannte dunkle Thor, nämlich das Portal auf der
Hofseite, welches, zwar verstümmelt, doch noch die einst reiche Ausgestaltung aus
der Bauzeit zu Anfang des 17. Jahrhunderts verräth Abwechselnd längere, vor-
tretende und kürzere, zurücktretende Quadern (Ausläufer der Rustica) laufen ohne
Kämpfertrennung rings um die Rundbogen-Oeifnung, im Schlussstein mit einem
[der Nase beraubten] Frauenkopf gemeisselt. Als äussere Einfassung dienen
Consolen in Kämpferhöhe von der Form: ä- , auf welchen Pilaster, nach oben
breiter werdend und abwechselnd aus vortretenden, mit Beschlag-Mustern
bezw. einem Maskenkopf geschmückten Quadern, sowie zurücktretenden Diamant-
quadern geschichtet, aufsteigen und auf ionischen Capitellen dann Gebälkstücke
mit Köpfen im Fries, darauf aber ein über das ganze Portal durchgehendes Zahn-
schnitt-Gesims und ein Giebel-Dreieck mit Füllung von Rosetten und Beschlag-
Mustern tragen. An der Aussenfront ist das entsprechende Rundbogen-Portal
einfacher, mit Rustica-Einfassung ausgebildet, welche rings um die Oetfnung ohne
Kämpfer-Betonung lauft. An der dem Schlosse zugewendeten Westfront tritt eine
Strebe bei der Nord-Ecke vor, und ist der Rest der ehemaligen Mauer-Verbindung
zum Schlosse hin sichtbar. Der Theil der Gutsgebäude, zu welchem dieser Bau
gehört, ist höher geführt, als die übrigen, und hat ein eingebogenes Walmdach.