159 Gotha. Prmmmesnnßnu.
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Turban, das orientalische Lokal des Vorganges bezeichnend, während zwei andere,
weniger betheiligte Männer die deutsche Tracht der damaligen Zeit tragen. Die
lebensgrossen Figuren dieser Gemälde sind einfach, aber nicht ohne Wirkung hingemalt,
ein wenig oberiiachlich, doch lebendig und besonders die Frauengestalten durch einen
Zug der Liebenswürdigkeit eindrucksvoll. Die Faltenwürfe sind nicht klar genug;
die Farben frisch und hell, etwas allgemein gehalten, mit ausgesprochener Vorliebe
für Gelb und Roth.
Betrachten wir die Bilder auf den Innenseiten der Aussenilügel, so erblicken wir
die heilige Sippe, in einer gewissen Symmetrie angeordnet und durch Namens-Ueber-
schriften auf Bändern erklärt, wodurch die Bilder an Interesse gewinnen. Jedesmal
stehen drei Männer, nur mit dem Oberkörper sichtbar, und stützen sich mit den
Armen auf die Rückenlehne einer Bank, auf welcher die Frauen mit den Kindern
sitzen. Auf dem linken Bilde steht der heilige Joseph zwischen Alphäus und Salome,
darunter sitzt links Maria Salome mit dem kleinen Johannes (dem Evangelisten). Vor
ihr spielt der kleine Thaddaus mit einem Messer. Rechts sitzt Maria mit dem auf-
fallend gross und stark gebildeten Jesuskinde auf dem Schooss, nach der Mitte hin
gewendet. (Diese Beiden haben Heiligenscheine.) Auf dem rechten Bilde stehen
Joachim mit seinem Turban, Kleophas mit dem runden Krempenhut und Zebedaus.
Darunter links die heilige Anna, in der linken Hand ein aufgeschlagenes Buch, in
der rechten, halberhobenen Hand eine Frucht haltend. Rechts von ihr sitzt Maria
Cleophae mit dem kleinen Simon auf den Armen, und vor ihr spielen drei andere
Kinder: Judas Ischarioth, welcher den kleinen Jacobus (den Jüngeren) bei den Haaren
zaust. Rechts sitzt, sich nach der Maria hinwendend, Jacobus (der Aeltere). Diese
Gemälde sind die besten des Altarwerkes, die Gesichter und die Darstellung des
Familiären zum Theil trefflich gelungen. Die Aussengernälde der Aussenflügel sind
mir ihrem Inhalte nach nicht ganz klar. Auf dem linken begrüssen sich zwei Männer,
auf dem rechten ist ein Mann, zwischen zwei Frauen ruhend, (Jacob dargestellt, vor
Lager kniet ein Mann, im Rücken gesehen.
Die Gemälde, welche die heilige Sippe, wie den Martertod zweier Heiliger dar-
stellen, sind in Inhalt, wie in Form den Altargemalden in Molschleben verwandt, nur
weniger charakteristisch und weisen auf einen zwar von der fränkischen und der ober-
deutschen Schule beeinflussten, von hohem Streben beseelten Künstler hin. Auf-
fallend sind auf den Bildern der heiligen Sippe die Familien-Zusammenstellungen,
welche von der gewohnten der Legenda aurea, u. A. von Otte, in: Handb. d. KunstarchäoL
I, S. 557, und von A. Schultz, in: Die Legende vom Leben der Jungfrau Maria, 1878, S. 40, ge-
gebenen Stammtafel abweichen, falls nicht etwa die Namen von einer anderen Hand
und falsch hinzugefügt sind. Danach gehören nämlich Zebedäus und Maria Salome
als Gatten zusammen mit den Kindern Jacobus dem Aeltern und Johannes dem
Evangelisten, ferner Alphäus und Maria Cleophae mit den Kindern Jacobus dem
Jüngeren und Barnabas oder Joseph, Simon und Judas Thaddäus. Brückner, S. 25.
Figur auf dem Fussboden der Kanzel,
stehend, mit dem Jesuskind. Holz, klein.
spätgothisch,
Maria,
der
auf
Mondsichel
Fig uren im Thurm-Erdgeschoss, spätgothisch, zum Theil von alten Altarwerken,
wie eine Figur eines heiligen Bischofs, in halber Lebensgrösse, die des heiligen Georg,
eine des heiligen Veit und zwei andere, wenig bedeutend; ebenso die eines Moses