Altenburg.
WINDISCHLEUBA.
Fenster im Erdgeschoss über dem Graben. In zwei Obergeschossen, mit einfach
rechteckigen Fenstern versehen, überragte er mit seinem Dach und Giebeln die
gegen seine Südfront anlaufende Kemnate und Zwischenbau. Der Nord- und Süd-
Giebel "steigen jeder in sechs Bögen auf, mit Gesimsen und Pilastern getheilt, zum
Theil von rechteckigen Fenstern unterbrochen. Der Südgiebel des Palas, der hinter
dem Südgiebel der Kemnate hoch aufsteigt, giebt mit dem Ostgiebel des Südiiügels
zusammen von Südosten aus gesehen ein vortreffliches Bild. Der Palas hat
ausser dem Eingang vom Zwischenbau aus seinen ursprünglichen Eingang zum
1. Obergeschoss von aussen her. In der Höhe desselben läuft an der Nordseite
des Palas entlang ein steinerner Gang vom Hofe bis zu einem an der Aussenfront
der Ringmauer vertretenden, mit Pultdach überdeckten Ausguss-Erker (Graben-
schutz und Abort). Vom Hofe her führt eine steinerne Freitreppe auf diesen
Gang, vom Gang eine Thür in den Palas, in den jetzt sogenannten Kleinen Saal.
Von da aus ging in diesem Saal eine Holztreppe weiter in die Höhe.
In der Kemnate war früher unten ein Pferdestall, im Palas befanden sich im
Erdgeschoss Wirthschaftsräume und Pferdeställe, im Obergeschoss ein Saal (Ritter-
saal) mit anstossendem Südzimmer (für den Herrn), im 2. Obergeschoss ein
grosser Saal.
Die Umbauten, welche mit dem Wiederherstellungs-Bau von 1881-1887
zusammenhingen, waren, wie hervorgehoben worden, ebenso bedeutend, wie durch
sie die einzelnen Gebäude (besonders durch Vorbauten) in Verbindung mit einander
gesetzt wurden. 1881 ward vor die Mitte der Ostfront des Mittelbaues ein recht-
eckiger, doch an den vorderen Ecken stark abgeschrägter Vorbau gelegt, welcher,
bis zum Dachgiebel des Mittelbaues reichend, mit einem Zeltdach oben abgeschlossen
ist. In einem Erdgeschoss (mit SpitzbogenJIhür und zwei Obergeschossen) bietet
er nützliche Nebenräume, Belebung des Gebäudes und geschlossene Verbindung
zur Kemnate. Aus diesem Grunde ist er mit ihr bereits in gleiche Höhen gesetzt,
also einige Stufen niedriger als die Mittelbau-Geschosse, und durch einen Zwischen-
bau verbunden, welcher, etwas gebrochen, die Ecke zwischen Mittelbau und Kem-
nate ausfüllt und gegen deren Südfront läuft. Derselbe hat nur ein Erdgeschoss
(mit zwei etwas schlank gerathenen, spitzbogigen Eingangs-Thüren) und ein Ober-
geschoss, wie die Kemnate, und so ist sein bereits gegen den Kemnaten-Giebel
laufendes Dach flach und als ein offener, mit Zinnenbrüstung versehener Gang zu
dem 2. Obergeschoss des Südflügel-Vorbaues geführt.
Der einschneidendste Neubau am Schloss war der 1883 und 1884 ausgeführte
Vorbau auf der Hofseite, welcher dazu diente, Kinderilügel, Mittelbau, Kemnate,
Zwischenbau und Palas mit einander in Verbindung und die Hof-Eingänge zu
ihnen in einen geschlossenen Raum zu bringen. Der aus Erdgeschoss und Ober-
geschoss bestehende Gang lauft vom Kinderflügel an der Nordfront des Mittelbaues
vorbei, WO er bei dem Thurmbau etwas, wie dieser, Vortritt, zur Kemnate und an
ihr, um die Ecke gebrochen, entlang bis zum Palas an dessen Vorsprung anlaufend.
Zu den rundbogigen Fenstern und Thüren des Erdgeschosses sind, namentlich an
der Kemnaten-Seite, ältere Einfassungen verwendet, so ein ehemaliges Fenster als
Thür. Das Obergeschoss ist eine getreue Nachahmung des Bogenganges vom
Vorbau von 1532 und ziert den Hof ausserordentlich. Wesentlich trägt dazu bei
die im altdeutschen Sinn gedachte ungleiche Eintheilung bei gleicher Einzelbildung.