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Raum in einen unteren für-Sacristei-Zwecke und einen oberen; am oberen, für
das Orgelgebläse eingerichteten sieht man noch die Halbkuppel. Der Ghorbogen
ist rechteckig mit Abkantung nach dem Chor-Rechteck hin proiilirt, jetzt durch
eine Trennungswand ausgefüllt. Das Chor-Rechteck ist flach gedeckt und zeigt
an der Nordseite ein rechteckiges Fenster, an der Südseite neben einem flach-
bogigen noch ein verhauenes, schwach spitzbogiges, frühgothisches, mit Spuren
einstiger Kleeblattbogen-Füllung. Der Triumphbogen und seine Pfeiler sind unten
gänzlich fortgeschlagen, aber oben rundbogig erhalten. Im Langhaus eine üache
Leistendecke mit blau in Weiss gemalten Cassetten von der Restauration von 1799;
an der Süd- und Nord-Seite je zwei Flachbogen-Fenster, an der Nordseite ausser-
dem eine {lachbogige und eine rechteckige Thür. Gegenüber diesen regellosen
Oetfnungen der letzten Jahrhunderte ist 1888 an der Westseite ein grosses, gutes
Fenster in gothischem Stil, von Herrn Kirmse gestiftet, eingesetzt und von aus-
gezeichneter Wirkung, abgesehen von der guten Ausführung auch durch die Stellung,
da im Gegensatz zu so vielen modernen, evangelischen Kirchen-Anlagen (nicht nur
Thüringens) volles, schönes Licht auf den Altar-Raum fällt und den Geistlichen
bezw. die Amtshandlung von der richtigen Seite aus beleuchtet. (Eine weitere
Restauration des Innern unter einheitlicher Gestaltung der Fenster und Thüren
ist in Aussicht genommen und würde sich sehr lohnen.) Das Chor-Rechteck,
ursprünglich bestimmt, den Thurm zu tragen, endet jetzt kurz über dem Langhaus-
Dach mit einem der Länge nach gestellten Satteldach. Diese Anordnung geschah
wohl (nach einem Blitzschlag oder sonstiger Beschädigung des Oberbaues, die dessen
Beseitigung nöthig machte) bei Gelegenheit der Restauration von 1670, und erhielt
dabei der Ostgiebel Flachbogen-Blenden in zwei Reihen übereinander (nach dem
Vorbild ähnlicher, älterer, z. B. an der Brüderkirche und dem Polhof zu Altenburg,
vielleicht auch nach dem Vorbild der 1519 an dieser Kirche angebrachten Deco-
ration), deren obere Reihe jetzt von Fenstern durchbrochen ist. Auf diesem Dach
erhebt sich dann ein beschieferter, achteckiger Dachreiter mit hohem Achteck-Helm.
Ein zweiter achteckiger, beschieferter Dachreiter mit Schweifkuppel, Tabernakel-
Aufsatz und Schweifkuppel ruht auf der Mitte des Langhaus-Daches, so dass die
Aussen-Erscheinung an die von Saara erinnert, doch ist hier der westliche, 1868
und 1873 erneuerte Dachreiter schlanker gehalten. Enger, Zeichn., Ansicht (im
Altenb. Museum, Alterth-Samml.) Frommelt a. a. O. Kirchengalerie I, S. 113 f. u. Ans. (auf
B1. 1 d. Ephor. Altenb). Lanzendorf in Altenburg, Photographie Nordwest-Ansicht. J. u. E.
Lobe I, S. 482.
Kelch für Kranke, mit: D.K.R.1737, klein, von Zinn. Hostienbüchse,
mit: 1752. rund, VOn Silber. J. u. E. Löbe, S. 483, auch über andere ältere, nicht
mehr vorhandene Gefässe.
3 G10 cken, 1864. J. u. E. Löbe a. a. 0., mit den Inschriften.
Grabsteine aussen an den Fronten der Kirche; darunter zwei zu nennen.
An der Nordfront nahe der West-Ecke Doppeltafel mit Inschriften für Mich. Kahle,
T 1721, und seine Gattin Sibylla, geb. Poschwitz, T 1716, am Untersatz; darauf
Cartouchenschilder mit Spruch zwischen zwei sehr niedlichen, geflügelten Engels-
köpfchen; als Bekrönung jetzt ein kleiner, in Wolken stehender Christus. An der
Westfront Doppeltafel mit Inschriften für Melchior Kirmse (wohl bei seinen Leb-
Zeiten gesetzt) und seine Gattin Anna, geb. Krause, 1' 1798, darauf eine Urne