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EHRENHAIN.
Altenburg.
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Wandpfeiler des Sacramentshäuschens ist mit Wulstcn und Kehlen gegliedert; der
Anschluss zur Wand wird durch einander schneidende-Rundbögen (zum Theil Halb-
bögen) gebildet; auf dem kräftig mit Kehlen und Wulsten (der oberste mit ge-
wundenen Einkerbungen) vortretenden Gesims ist der Schrein an den drei Flächen
in der Form des vom Schweifbogen: (1 umzogencn_ Kleebogens: A gemeisselt und
zwar an den seitlichen Flächen als flache Blende, an der vorderen aber durch ein
oben gekehltes Rechteck: FH als tiefe Blende geöffnet. Die Schweifbögen sind
reich mit Kanten- und (erneuerten) Giebel-Blumen besetzt; dazwischen steigen die
Fialen auf, so dass aussen nur die Kanten: m zwischen den Kehlen geblieben
sind, durch welche das Sacramentshäuschen allmählich (dachartig) wieder
gegen die Chorwand anläuft. Als Bekrönung steigt dann, {fach vortretend, ein
grosser Giebel (Wimperg) auf, welcher [einst relieiirt] jetzt glatt, nur noch an den
Seiten die Kantenblumen und oben die [an der Vorderfläche ebenfalls glatt ge-
meisselte] Giebelblume zeigt. Das Ganze ist in schönem Verhältniss aufgebaut.
Vom spätgothischen Bau ist noch eine Reihe von Einzelheiten erhalten. Am Chor
stehen die Strebepfeiler, von dem den Chor umlaufenden Sockelgesims und des-
gleichen Fensterbank-Gesims umzogen, oberhalb eines Vorderilächen-Gesimses in
Pultdächern endend; sie deuten darauf, dass der Chor einst ein Schlussjoch und
ein zweites Joch [mit Kreuzgewölben] hatte. Die sechs ihn erleuchtenden Spitz-
bogen-Fenster sind gross, zweitheilig, mit kräftig gekehlten Pfosten und Leibungen
und mit wohlerhaltenen bezw. erneuerten Maasswerken ausgebildet. Die Sacristei
ist mit einem_ Kreuzgewölbe von kehlprofilirten (V) Rippen bedeckt; vom Chor
führt eine Spitzbogen-Thür, mit Gabelung und Kreuzung der Stabprofile an
Kämpfern bezw. Scheitel gegliedert, hinein. Sie ist seit der letzten Restauration
höher gerückt. Ueberhaupt sind hier mehrere Veränderungen erkennbar. An der
Chor-Südseite steckt eine zugemauerte, grosse, rundbogige, aber noch dem Bau
des 16. Jahrhunderts angehörende, mit Kämpfer-Gabelung und Scheitelkreuzung
profilirte Thür jetzt halb im Boden. (Die Kirche war einst so tief, dass diese
Thür hineinführte, die Sacristei aber (welche durch kleine, zum Theil neue Recht-
eck-Fenster erleuchtet ist) war ursprünglich um einige Stufen höher gegen die
Kirche.) Das Obergeschoss des Sacristeibaues, die Herrschafts-Empore, ist später
aufgesetzt und hat ein neueres Fenster, zu welchem aber Reste eines gothischen
Maasswerk-Fensters benutzt sind. Bemerkenswerth ist auch der Umstand, dass,
da die Langhaus-Südwand im Innern etwas gegen die Chor-Südwand und den
Triumphbogen vertritt, der gothische Baumeister dies durch eine Blendbogen-
Bildung und Vorkragung unten dem Auge weniger störend machen wollte, welche
Architekturformen aber durch spätere Erneuerungen verdorben worden sind. Ganz
modern von 1885 [vielleicht aber doch an Stelle eines ursprünglich hier befind-
lichen und den spätgothiscl1en Bau beeinflussenden Bautheiles] ist der runde,
aussen zwischen Sacristeibau und Langhaus-Südwand eingelegte Treppenthurm mit
spitzbogiger Thür und ebensolchen Fenstern und mit Achteck-Helm geschmackvoll
ausgebildet. Ebenfalls aus Erneuerungs-Zeiten nach der Gothik, besonders von
1748, stammen die flachen Decken über Chor und Langhaus und die Fenster des
Langhauses in zwei Geschossen, unten rechteckige, oben grosse, rundbogige her. In
regelmässiger Anordnung sind es an der Südseite zwei solcher Fenster, an der
Nordseite eines und, dem westlichen der beiden Südfenster entsprechend, oben nur