Volltext: Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ([2], Bd. 4 = H. 6/7u.15)

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Gnossnznnnoniv. 
Gräfenthal. 
Tabernakel und kleiner, schlanker Helm. Der ganze Innen-Ausbau ist von Holz. Um 
die beiden Langseiten und um die Westseite ziehen sich die Emporen in zwei Ge- 
schossen entlang, auf Pfosten (diejenigen an den Ostecken unten mit korinthischen 
Capitellen), mit Baluster-Brüstungen und mit hängenden, durchbrochen geschnitzten 
Zierbrettern; alles in fast tadelloser Erhaltung, auch der Farben, welchen in massiger, 
aber wohlthuender Weise zu den weissen 'l'önen etwas Braun und Gold, an den Pfosten 
blau-graue Marmorirung hinzugefügt ist. 
In gleicher Weise sind Orgel und Kanzelbau behandelt, mit Weiss, Blau, Roth 
und Gold, zwar nur in Leimfarbe, aber zart und licht gehalten und in sehrkleinen 
Flachen und wechselnd vertheilt, so ländliche Naivetät, aber (gewissermaassen durch 
Aufgeben einer stilvolleren Durchführung wieder eigenen Charakter erhaltende) viel 
feineres Gefühl verrathend, als die meisten heutigen Ausführungen ähnlicher Art. 
Die Orgel ist im Unterbau rechteckig, mit durchbrochen geschnitzten Gittern 
zu den Seiten der Klaviatur behandelt, in dem von unten sichtbaren Oberbau reicher, 
im Grundriss: LXFLIV-J , mit Schnitzwerken als Raumfüllung über den drei 
Pfeifen-Anordnungen, welche mit Höherführung der Mittel-Abtheilung und geschnitzten 
Bekrönungs-Brettern (auf. dem mittleren das sächsische Wappen) und mit durchbrochen 
geschnitzten Einfassungs-Brettern behandelt sind. Eine hübsche Bereicherung bilden 
die Schnitz-Bekrönungen an den Thüren, welche die Orgelbank abschliessen, und die 
Verzierung des hinter der Orgel und breiter als diese sichtbar werdenden Pfeifen- 
kastens mit gemalten Mustern an den Flächen und mit geschnitzten Einfassungs- 
Brettern. 
Der Kanzelbau, hinter dem Altar  zeigt den Unterbau hier unabhängiger 
vom Oberbau als sonst, mehr als eine zierliche Verkleidung in Form von drei auf 
dorischen Pilastern ruhenden Flachbogen-Durchgängen, welche von einem Gebälk 
überdeckt sind. Dieses Gebälk bildet, in der Mitte im Grundriss: U vorspringend, 
zugleich das F ussgesims der Kanzel. Der so gestaltete Unterbau reicht rechts und 
links gerade so weit, dass er mit den Geistlichen- und Vorsteher-Bänken, welche an 
den Chor-Schrägseiten vortreten, zusammenstösst, so dass eine geschickte Zusammen- 
fassung beider ermöglicht ist. Schnitzwerk in bekannter Formgebung ist auf die 
Pilaster und Zwickel gelegt, durchbrochen geschnittene Gitter von gefälliger Linien- 
führung schliessen die Geistlichen- und Vorsteher-Bänke ab, durchbrochen geschnitzte 
Krönungsbretter (diese zum Theil leider zerstört, wären aber leicht und billig zu 
repariren) ziehen sich, so das Ganze verbindend, von den Wandecken über die Deck- 
gebälke der erwähnten Bänke, des Kanzel-Unterbaues bezw. des Kanzel-Fussgesimses. 
Dass in Folge dessen die eigentliche Kanzelbrüstung etwas dahinter zurücktritt, wirkt 
gut. Sie hat kräftig geschnitzte Fruchtstränge an den Ecken und aufgelegtes Akanthus- 
laub. Im Uebrigen der übliche Aufbau; der obere Kanzel-Eingang rechteckig, die 
gUmrahmung durch herablaufende Frnchtstränge belebt, zu den Seiten korinthische 
{Säulen mit verkröpftem Gebälk und dem ebenfallsals Verkröpfung: Q vertretenden 
VSchalldeckel; zu den Seiten der Säulen noch geschnitzte Einfassungs-Bretter, oben 
__ein frei (ohne Giebelfeld) herumgehendes Rundbogen-Gebälk mit Posaunen-Engeln an 
{den Ecken, der Strahlensonne in der Mitte. 
Voit a. a. O.
	        
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