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Kraniehfeld.
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Raumes ist ein auf einem vorgekragten Stein hockender, zerstörter Löwenkörper wohl
die Oonsole eines [gänzlich verschwundenen] Gewölbes gewesen. Zwei, noch in ihren
Spitzbögen erhaltene Thüren an dieser Seite führen jetzt in Holzkeller; eine
proülirte, schon dem 16. Jahrhundert angehörende Rundbogen-Thür an der Westseite
führt in den Kellerraum; von zwei anderen führt die an der Südseite befindliche in
das (unter dem Südfiügel liegende) Archiv, dessen sechs einfache Kreuzgewölbe von
den Wänden und zwei Mittelpfeilern aus aufsteigen. Durch eine modernisirte Thür
gelangt man von dem Vorraum nach Osten in den kleinen Westhof, von welchem
aus man den Fuss des Mittelthurmes mit seiner schönen Quaderung erblickt. Nörd-
lich schliesst diesen Hof, gegen ihn durch profilirte Rundbögen geöffnet gewesen, der
an den Mittelthurm stossende Raum, welcher jetzt als Was chkeller dient und
einfache Kreuzgewölbe zeigt. Alle diese Raume hatten 1887 ein trauriges Aussehen,
sind jedoch seitdem (nach freundlicher Mittheilung der Herren Oberbaurath Hoppe und
Landbaumeister Rommel) mit grossen Kosten wieder in Stand gesetzt; ebenso das
hohe Erdgeschoss. Hier bildete der sogenannte Estrichsaal mit dem jetzt abgetrennten
Vorraum zusammen einen grossen Ritter-Saal, mit mächtiger Balkendecke auf
Holzsaulen und breiten, schönen Fensternischen, und dient jetzt als Lagerraum.
An seiner Ostseite liegen zwei Rundbogen-Thüren. Die linke führt einige Stufen
hinab in einen kleinen, vom Hofe her erleuchteten Raum, die rechte, einige Stufen
höhere, zu einem über dem vorigen gelegenen Raum.
Im Südflügel ist das Schöffenzimmer interessant durch die in der sächsi-
schen Weise der deutschen Frührenaissance um 1530 erhaltene Eintheilung der Fenster-
wand Drei Flachbögen ruhen auf Wandpfeilern, welche (altere) plumpe, hockende
Löwen als Sockel, Candelaber und andere, der italienischen Renaissance entnommene
Motive als Schaftfüllungen, als Oapitelle aber Kämpfer, mit einem Karniess zwischen
Stäben und Platten gegliedert, haben. Eine etwas proiilirte Rechteck-Thür an der
Ostseite und einige Stufen leiten herab zu dem Depositen- oder Grundbuch-
zimmer, der ehemaligen Kapelle. Ihre Innen-Architektur gehört der romanischen
Zeit an. An den Ecken ruhen auf derb gegliederten Kämpfern von der Form der
korinthischen Basis [unter welchen die tragenden Wandsaulen abgebrochen und fort
(zum Theil nach der Ettersburg bei Weimar?) gekommen, in der umstehenden Zeich-
nung aber wieder ergänzt sind] die zu stark vertretenden, rechteckig proiilirten
Gurtbögen des Kreuzgewölbes. Das grössere Rundbogen-Fenster unten an der Süd-
front ist Veränderung der Zeit nach dem Mittelalter. Dagegen ist über demselben
das kleine Rundbogen-Fenster, welches vielleicht ursprünglich mit einem benach-
barten allein den Raum erhellte, noch romanisch. (Die punktirten Fenster und die
Zwisehensaule sind Restaurationsgedanken, aber, der ausseren Ansicht zufolge, un-
richtig.) Ebenfalls romanisch ist die an der Aussenfront dieser ehemaligen Kapelle
bruchstückweise erhaltene, interessante Wandgliederung, von deren ursprünglichem
Zusammenhang wir uns jedoch kein klares Bild mehr machen können (Abbild. auf
S. 155). Die zwei breiteren Wandgliederungen rechts, welche als Querschnitt-Profil
ein Rechteck, jederseits eingefasst von einer Kehle und einem Rundstab zeigen,
können wir uns wohl, an ihren Fuss-Enden mit einander durch entsprechende Halb-
gliederungen verbunden, als Umrahmung denken, unter welcher der Rautenfries ent-
lang lauft. Doch stossen diese gegliederten Wandlisenen ohne architektonische Lösung
gegen den oben abschliessenden Consolen-Fries an. IPerner sitzt der einfache, links