Rölllhild.
Schloss.
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Doch erscheint das Portal wie wieder zusammengesetzt, auch tritt, da es die Thurm-
rundung nicht mitmacht, darüber der runde Thurmtheil in einer Ausschneidung: F5
vor, die bei zwar gothischem Profil sich doch sehr gezwungen ausnimmt. Ja, das
ganze Thurm-Erdgeschoss ist bis zu etwa 2 m Höhe ohne Verband mit der übrigen
Frontmauer aufgemauert, also nachträglich, sei es im 16. Jahrhundert, sei es bei
einer späteren Restauration. Ueber dem Portal und einem rautenförmigen, zwei-
theiligen Fenster befindet sich eine umrahmte Tafel mit dem Wappen von Henne-
berg und mit: [R91 an der unteren Einfassung. Das Wappen befand sich ur-
sprünglich (nach Tentzel, Gedächtnissseule, S. 16) an der Front neben dem Thurm,
wurde vor 1555 aufs Neue gebessert, wie es heisst, ist aber wieder ziemlich ver-
stümmelt. Ueber dem Wappen befindet sich am Thurm ein Gesims, an der übrigen
Front nicht. Die folgende, mit einem Rautenfenster versehene Abtheilung des
Thurmes endet mit einem Gesims am Dach-Anfang des Gebäudes. Hier schliesst
der Bau des 16. Jahrhunderts ab. Es folgt ein etwas zurückgesetztes, kurzes,
schon über dem Gebäudedach vollrund werdendes Geschoss mit einem rechteckigen
Fenster und mit grossen, kreisförmigen Schiessöffnungen des 17. Jahrhunderts.
Ueber einem Gesims noch ein hoher Oberbau des 18. Jahrhunderts mit rechteckigen
Fenstern in zwei Geschossen über einander, dann Abschlussgesims, achteckige
Schweifkuppel, Arcaden-Aufsatz und Helm. So wird am Thurm eine immer grössere
Höhe erstrebt, doch weder künstlerisch bedeutsame, noch fortificatorisch werthvolle,
noch im Sinne allmählicher Entwickelung berechtigte Wirkung erreicht. Immerhin
ist der Aufbau aber charakteristisch für die Geschmacksrichtung der letzten Jahr-
hunderte.
Im Uebrigen sind Hof- und Gartenfront des Hinterschlosses ungegliedert von
Gesimsen etc. Auf der Gartenseite führt eine neuere, rechteckige Thür in das
Erdgeschoss. Zahlreiche, zum Theil gepaarte Rechteck-Fenster sind im Erdgeschoss
und in 2 Obergeschossen unregelmässig nach Bedarf angeordnet und ausgebildet,
so dass sich an ihnen acht bis zehn verschiedene Profilirungen von der gekehlten
Schräge und der Doppeltkehlung des 15. und 16. Jahrhunderts an über die Karnies-
und Abstufungsproiile des 17. Jahrhunderts weg bis zur Schrägung zwischen Ab-
stufungen im 18. und im 19. Jahrhundert, und zuletzt die Wiederanwendung
gothischer Profile zeigen, ohne dass sich daraus eine systematische Baugeschichte
entwickeln liesse. Die rechts und links an das Längsdach sich anschliessenden-
und dasselbe überragenden Quergiebel (an der Gartenfront sind hier einige Consol-
steine früherer Aborte sichtbar) sind mit hoher, sechsfacher Abstufung neuerdings
sachgemäss, wenn auch schlicht restaurirt; durch sie erhält das Hinterschloss, von
der Gartenseite her und aus der Ferne gesehen, den günstigsten Anschein.
Im Innern soll das Hinterschloss unten (nach Tentzel) an einer starken
Säule eine (von mir nicht gesehene) Jahreszahl: 1564 haben „von einer Zeit, wo das
Schloss fast hundert Jahr gestanden, sich vielleicht gesenkt hatte". (Ueber die
Stuckirung der oberen Zimmer s. unten.) [Dicht hinter dem Schloss lief ein Graben,
so dass das Schloss also hierhin keinen Ausgang hatte]
Im Mittelschloss und dem dasselbe mit dem Hinterschloss verbindenden
Südflügel des 2. Hofes, dem sogen. Küchen geb äude, haben sich ebenfalls Theile
aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten. Das aussen verhältnissmässig einfache
Mittelschloss ist in seinen rechteckigen, zum Theil gepaarten Fenstern des Erd-