Heldburg.
VEsTm
HELDBURG.
und endlich aus der Benennung "Hain" für den die Burg umzieheuden Laubwald
wollen einige Geschichtsschreiber eine Begründung der Sage sehen, dass ehedem
auf der Spitze desBerges ein altgermanischer Opferplatz oder sogar ein Heiden-
tempel sich befunden habe.
Das Wort "Heidenbau" wird aber erst im Jahre 1665 urkundlich als ein
Ausdruck des "gemeinen Mannes" angeführt und dabei erwähnt, dass dieser Bau
vorher die „gr0sse Kempten", d. i. die grosse Kemnate, geheissen habe. Leider
hat der Name Heidenbau die viel bedeutungsvollere Bezeichnung „gr0sse Kemnate"
völlig verdrängt.
Die Bezeichnungen Heidengottesackcr und Heidenacker finden sich
weder auf alten Karten, noch in Urkunden. In der Amtsbeschreibung i) von
Heldburg kommt nur ein zwischen Heldburg und dem Straufhain liegender "Haidt-
acker" vor. Von ihm wird gesagt, dass er über den halben Theil "eitel Blösse" war,
also wohl ein Haide-, aber niemals ein Heidenacker gewesen sein wird.
Dass jemals ein Heidentempel auf der Burg gestanden habe, ist schon
deshalb unwahrscheinlich, weil nach dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus u. A.
die alten Germanen ihre Götter in Hainen zu verehren und ihnen dort zu opfern
pflegten.
S0 bliebe denn für die Veste Heldburg nur das Wörtlein Hain als Angel-
punkt für vorgeschichtliche Betrachtungen.
Heldburg erscheint im 1. Jahrtausend n. Chr. nur zweimal in der Geschichte.
Im Jahre 837 schenkt der Gaugraf Asis dem Stift Fulda, als dem Ort, wo der heilige
Märtyrer Bonifacius ruht, das Gut Heldburg urkundlich mit den Worten: „h0c est
quod trado: in villis sie nominatis Germundes, Vunderangevv, Vualaburi, Helid-
berga etc. quicquid in illis Locis proprietatis visus sum haberea etc.
In einer Urkunde aus dem Jahre 838, welche die Ueberschrift trägt: „Traditio
Bonorum in villulis Elidburg, Elidbero-marcu etc. werden dem Stift Fulda
von dem Grafen Asis weitere Schenkungen gemacht.
In beiden Urkunden ist von Heldburg (Helidberga, Elidburg) als von einem
Gute oder Gütchen (Meierhof), jedoch nicht von der Burg selbst die Rede. Die
Burg erscheint zuerst in einem Urbarbuch des Grafen Berthold von Henneberg vom
Jahre 1317, daselbst wird von einem „Erlewin widirsatzu gesagt, dass er „Burc-
mann si zu Helpurg". Das „Ammet zu Heltpurg" War damals im Besitz des Grafen-
geschlechts der Henneberger. Es bestehen Zweifel darüber, wie lange vorher schon
dieses Geschlecht im Besitz von I-Ieldburg war. Brücknerti) nimmt an, dass
die Veste dem in der Nähe von Heldburg stark begüterten Geschlecht der Grafen
von Wildberg gehört habe und erst mit deren im Jahre 1305 erfolgten Aussterben
den Grafen von Henneberg zugefallen sei. Andere Geschichtsschreiber, darunter
die Verfasser der Amtsbeschreibung von Heldburg, nehmen und wohl mit grösserem
Recht an, dass schon vorher das Geschlecht der Henneberger, von dem ein mächtiger
Spross im Grafen Hermann bereits im Jahre 1245 auf der Burg Strauf (Straufhain)
seinen Sitz hatte, die Veste Heldburg zu ihren Besitzungen gezahlt habe.
i) Amtsbeschreibung im Coburger Staatsarchiv,
w) Brückner, Landesk. II, S. 340.