Themar.
THEMAR,
Stadtkirche.
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Der halb achteckige Nord-Vorbau des Langhauses, ein sorgfältig ausgeführter
Bautheil aus der Zeit um 1630, reicht in seiner Höhe nur bis etwas über die
jetzige Mitte der grossen Fenster. Er ist mit einem theilenden, karniesförmigen
Zwischengesims versehen und über dem ebenso profilirten Traufgesims mit einem
modernen, beschieferten, flachen, halben Zeltdach gedeckt. In das kleine Erdgeschoss
des Vorbaues führt an der Westseite eine rechteckige Thür, deren Proiilirung (Kante,
Karnies und in Abstufung eingelegter Rundstab) am Sockel durch Abschrägung
mit vorgelegtem Dreikant in die rechtwinklige Ecke übergeht, eine schon flache,
aber noch sorgfältig und gut ausgeführte Umrahmung. Ueber dem Zwischengesims
beleuchtet ein rautenförmiges, in der Umrahmung einmal abgestuftes Fenster den
Treppenlauf.
Den Thurm umläuft ein Sockelgesims in Form einer einfachen Abschrägung,
wie am Langhaus. Trotzdem ist natürlich der Thurm im unteren Theil älter als
dieses, auch als der Chor, wie man gerade am Sockelgesims der Ecke sieht, wo
Chor und Thurm zusammenstossen. Ich lasse dahingestellt, ob das Gesims bei
einem Wiederherstellungsbau glatt gearbeitet und erneut ist. Stellenweise Spuren
einer Erneuerung, auch Fehlen von Gesimsstücken, sowie der Umstand, dass
das Gesims, wo es an der westlichen Thurmthür herabläuft, das Profil: hat,
können darauf schliessen lassen, doch sind die Anhaltspunkte zu gering. Die er-
wähnte Westthür ist spitzbogig, im Profil einer gekehlten Schräge, mit Verzierung
einer Rosette zwischen sparrenförmigen Kantenstäben im Scheitel, sichtlich später
überarbeitet. Ueber der Thür ein Stück Gesims als Verdachung. Darüber ein
schmales, schräg geleibtes Fenster mit einem aus dem vollen Steinblock ge-
schnittenen Rundbogen als Ueberdeckung. Gegenüber an der Nordseite das er-
wähnte Sacristei-Fenster. Auf das Sockelgesims folgen am Thurm noch sechs
Zwischengesimse. Das 1. derselben hat das Kehlproül: das 2. ein unten stark
gewulstetes Karniesprofil, das 3. ein ebensolches, doch mit einem unten förmlich
ausgebildeten, mit Schnur-Verzierung gemeisselten Wulst, das 4. und 5. eine gekehlte
Schräge, das 4. dieselbe, noch mit Bereicherung von Halbkugeln in der Kehle,
jener seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland aufgekommenen Ver-
zierung; das 5. Fenster hat die gekehlte Schräge mit einer Zickzack-Verzierung dar-
unter. Im 1. Obergeschoss befindet sich an der Ostseite ein schmales, fiachbogiges
Fenster, dessen Leibung das Profil einer starken Kehle mit vorgelegtem, auf kleinem
Sockel ruhendem Rundstab an ihrem vordersten Stück hat und von dem Rundstab
auch im Bogen umzogen wird; an der Südseite ein schmales Rundbogen-Fenster mit
stark gekehltem Leibungs-Protil. Zu beachten ist, dass die Bögen auch an diesen
Fenstern aus dem vollem Block herausgeschnitten sind. (Vgl. Kirche in Beiner-
stadt, Chorfenster.) Im 2. Obergeschoss befinden sich an der Ost- wie an der
Süd-Seite schmal-rechteckige Fenster, das erstere mit einem flach relieiirten Mannes-
kopf in der schrägen Leibung des Sturzes. Im 3. Obergeschoss ist an der Ostseite
eine schon gearbeitete Tafel vermauert; sie enthält das hennebergische Wappen,
technisch wie stilistisch vortrefflich ausgeführt, mit: 1567 im Schriftband und Ueber-
schrift: VON GOTTS GNADEN GEORGE IST-GRAVE VND HERR ZV HENNE-
BERG, darüber ein Verdachungs-Gesims. Im 4. Obergeschoss des Thurmes befindet
sich an der Nordseite ein rechteckiges Fenster, im 5. Obergeschoss an jeder Seite
ein grosses. korbbogiges Fenster mit reicher Proiilirung (Kehle, Abstufung, grosse