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MARISFELD.
Themar. 28
Friedhofsmauer bildet zugleich die westliche Grabenmauer des Schlosses. Das
Gebäude, rings von einem jetzt trockenen Graben umgeben, ist ein Rechteck mit
vier an den Ecken im Rechteck übereck vertretenden Thürmen. Der Hof, um den
das Schloss gebaut ist, liegt so hoch über dem Graben, dass das Kellergeschoss
nach diesem hin als ebenerdiges Untergeschoss erscheint. Die Eckthürme sind in
diesem Untergeschoss nach aussen etwas geböscht, wie es damals bei festen Bauten
üblich war. Ueber einem Kehlgesims: T sieht man im Erdgeschoss aussen
mehrere kleine rechteckige Fenster und kreisrunde Schiess-Oeffnungen. Ueber
einem Karniesgesims: folgt das 1. Obergeschoss und wieder über einem Gesims
das 2. Obergeschoss. Die Fenster sind rechteckig, nur die Fenster, welche die
in der ungefähren Mitte der Westseite liegende Treppe beleuchten, sind rauten-
förmig. Sammtliche Fenster sind mit Karnies etc. im Stil des 17. Jahrhunderts
protilirt. Die Eckthürme haben achteckige Schweifkuppeln. Den reichsten Theil
des Aeusseren bildet das in der Mitte der befindliche,
durch eine jetzt feste Brücke zugängliche Hauptportal, neben dem eine Thür in
den Erdgeschoss-Flur führt. Der grosse Rundbogen des Hauptportals ist von
dorischen, zwischen Pfeilerstücken eingelegten Säulen eingefasst, der kleine Flach-
bogen-Eingang daneben nur von Pfeilerstücken. Diese Pfeilerstücke sind mit
Diamantquadern fast rusticaartig gemeisselt. Ebensolche Diamantquadern laufen
auch im unteren Theil des Gebälkes entlang, das sich über dem Rundbogen hin-
zieht; im mittleren Theil des Gebälkes ist in einer Verzierung von je drei senk-
rechten Vertiefungen und dann abwechselnd je einem Kreis und einem länglichen
Achteck mit eingebogenen Seiten der antike Perlstab zu sehen. Darüber steigt am
Hauptportal ein in der Mitte unterbrochener Dreieck-Giebel auf, der an den Ecken
und in ebenfalls recht freier Architektur an den Unterbrechungs-Stellen kurze
Pfeilerchen mit Kugel-Aufsätzen trägt. In die Giebel-Unterbrechung ist eine Tafel
mit der Bau-Inschrift eingelassen:
ANNO SALVTIS SEXAGESIMO ET (Im Jahre des Heils im 600ml, d. h.
löOOten und
TERTIO CVRRENIS SECVLI COEP im dritten des laufenden Jahr-
hunderts fing
ERVNT AEDES DENVO EXTRVI man an. das Gebäude aufs Neue zu
errichten,
QVAS VSSERAT IGNIS MILITIS EVA Welches das Feuer des Soldaten ver-
brannt hatte, unter der Eva
MARIA MAGDALENA AVSPICE VIP- Maria Magdalena Herrschaft, aus
der v. Vip-
PACHII DE STIRPE NOBILLTVTAS pach edlem Stamme. Sicher
ALMVS PRAESTET DEVS möge es der giitige Gott halten,
SVMMA IMPOSITA MANV.A.C.1665 indem die höchste Hand darauf ge-
legt ist. Im Jahre Christi 1665)
Ueber dem Neben-Eingang ist ein kreisförmiges Schiessloch angebracht. An beiden
Eingängen sieht man in und unter dem Gebälk die Löcher der einstigen Zugbrücken-
Kette (also hatte jeder Eingang seine eigene Zugbrücke), am Hauptportal an der
Innenseite die steinerne Angel für den Drehpfosten. Durch die Eingänge gelangt
man zunächst in einen breiten Vorflur, der jetzt eine Balkendecke hat. Links führt