LIEBEN-STEIN.
Salzungen.
oben auf der einsamen Höhe des Burgberges von grosser Schönheit. Einen Ueber-
blick über Burg und Zwinger giebt die aus der Vogelschau gedachte Ansicht
auf S. 81. Auf der höchsten Stelle. des Burgfelsens liegt der Palas. Eine auf-
merksame Prüfung des Mauerwerks zeigt, dass der Palas in zwei verschiedenen Bau-
perioden entstanden ist (Grundriss S. 83). Zuerst ist der kleinere, nach Westen
gelegene Theil erbaut. (Abb. auf der Tafel nach S. 80.) An diesen thurmartigeu Bau
ist 'erst später der grosse Hauptraum angebaut, denn die Mauer an der Südseite
ist an der Stelle, wo sich der Hauptraum an den kleineren Westbau anschliesst,
ohne Verband gemauert. Ausserdem ist die Mauer, welche den Hauptraum von
dem kleineren Westbau trennt, von einer so bemerkenswerthen Stärke 1,67 m
dass man hier eine ursprüngliche Aussenmauer vermuthen muss.
Der W estb au ist somit der älteste Theil der Burg. Die Mauern haben grosse,
starke Eckquadern an allen vier Ecken. An der Ostseite sind die Eckquadern bis
zur obersten Mauerkante hinauf erhalten, an der Südwestecke dagegen ist" die obere
Hälfte dieser Quadern heruntergestürzt. An der Südseite hat der Westbau ein ge-
kuppeltes rechteckiges Fenster, das wohl dem Bau des Jahres 1554 angehören kann.
Die Umrahmung durch zwei Rundstäbe und eine Hohlkehle ist an den Seitenpfosten
des Fensters in der üblichen Weise des 16. Jahrhunderts nicht ganz bis zur Sohl-
bank hinabgeführt. Das genau darüber liegende gekuppelte Fenster ist bei einer
Restaurirung in neuerer Zeit nach dem Vorbilde des unteren Fensters neu her-
gestellt. Wahrscheinlich war hier indessen auch in alter Zeit eine Fensterötfnung
von ähnlicher Form, denn östlich davon, nur etwa V2 m höher, ist ein solches ge-
kuppeltes Fenster mit seiner alten Umrahmung erhalten. Vier gekuppelte Fenster
des 16. Jahrhunderts mit theilweise neuen Umrahmungen sind an der Westseite
des älteren Palas in zwei Geschossen erhalten. Ein einzelnes rechteckiges Fenster
mit alter Umrahmung kann man noch im Obergeschoss erkennen. Jetzt ist es zu-
gemauert. An der Nordseite hat der Westbau in jedem der beiden Obergeschosse
ein rechteckiges Fenster. Die daneben liegenden Maueröffnungen waren für Erker
(Aborte) bestimmt. Die dazu gehörigen, weit hinausragenden Kragsteine und, im
unteren Geschoss, auch Reste der Seitenwände sind noch erhalten. Die Maueröifnung
für diesen Erker ist 0,70 m breit. In dem Geschoss darüber liegen zwei solcher
Erkeröifnungen dicht neben einander, durch eine sehr dünne Steinwand getrennt.
Der jüngere Ostbau ist in demselben Stil und in ähnlicher Mauerstärke wie
der ältere Bau ausgeführt. Die gekuppelten Fenster, zum Theil in drei Geschossen,
haben ähnliche Umrahmungen aus dem 16. Jahrhundert, zum Theil sind die Um-
rahmungen in neuerer Zeit ergänzt. Das einzige Thor der Burg liegt an der Südseite.
(Abb. S. 81.) Es ist im Rundbogen überwölbt und hat eine Weite von 1,12 m, eine
Scheitelhöhe von 2,12 m. Am Schlussstein steht aussen die Jahreszahl: 1554.
Darüber befindet sich eine quadratische Oeffnung von 0,41 m Weite. Wahrschein-
lich war dies ein Fenster, da die Wandung aus regelmässig; behauenen Steinen her-
gestellt ist. Andernfalls würde man annehmen können, dass hier ein Wappenstein
eingesetzt War. Der Thorweg innerhalb der 2,21 m dicken Mauer ist halbrund
überwölbt. Der Mauerschlitz für den Verschlussbalken mündet in die östlich ge-
legene Fensternische. Den Zugang zu diesem Thor bildet eine hohe Bogen-
brücke, die bei der Restaurirung der Ruine unter Herzog Georg I, angelegt
ist. In alter Zeit lag hier wahrscheinlich die Zugbrücke, welche über den an