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MEININGEN,
Stadtbefestigung.
Meiningen.
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reichend Schutz gegen feindliche Angriffe bot. Hinter dem halbrunden Thurm folgt
nach kurzer Unterbrechung ein Stück starker Quadermauer bis zur Schlachthaus-
brücke. Dann folgt nach einer Unterbrechung von etwa 20 m Wiederum ein
längeres Stück der Stadtmauer, welches jetzt die untere Hälfte der Hintermauer
des Hauses Mauergasse Nr. 18 bildet. Dann folgt eine Unterbrechung bis zum
katholischen Pfarrhaus. Der hintere halbrunde Theil des Pfarrhauses steht auf
dem unteren Theil eines halbrunden Ringmauerthurmes. Weiter erscheint ein
Stück Mauer nördlich von der Pulverrasenbrücke als Fundament des Hauses Syna-
gogenstrasse Nr. 1. Von dieser Brücke aus bis zum alten Kreisgericht ist eine aus
kleineren und unregelmassigen Steinen errichtete Mauer noch an mehreren Stellen
erhalten. Von der Hoffischerei (Anton-Ulrichstrasse 52) bis zum Gehbeschen Garten
(Katholische Kirche) wurde die Stadtmauer 1840 eingerissen, die Steine zur Mauer
des Neuen Friedhofs verwendet. Am ehemaligen Kreisgericht, dort, wo die Bleich-
graben sich von dem östlichen Werraarm abzweigen, steht ein vollständiger Rund-
thurm aus regelmassigen, sehr starken Quadern. Dieser Thurm ist in der vollen
Höhe des Kreisgerichtes, also 15-16 n1 über dem Wasserspiegel, erhalten. In
Urkunden, .die die Fischereigerechtigkeit betreffen, heisst er Wasserthurm, weil er
annähernd auf drei Seiten von der Werra bespült ist. Auch die Bezeichnung
Pulverthurm kommt vor, daneben lag das Zeughaus.
Von den zahlreichen Thürmen der Aussenmauer auf der Ostseite der Stadt,
die auf Güths Abbildung dargestellt sind, ist nur noch ein einziger erhalten.
Er steht im Garten des Majors v. Fromm, Töpfenmarkt Nr. 6. Der Thurm ist halb-
rund, nach der Stadt zu oEen. Der Durchmesser der ausseren Rundung ist
5,87 in, der Durchmesser der inneren 3,45 m, die Mauerstarke ca. 1,30 m, die
Höhe 3,05 m. Das Manerwerk besteht aus kleinen, roh auf einander geschichteten
Steinen und unterscheidet sich wesentlich von den regelmassigen Quadern der
Stadtmauer an der Westseite. Der Rest eines anderen Thurmes der äusseren
Ringmauer ist an derselben Seite der Stadt, 172 Schritt nördlich von dem Thurm
des Majors v. Fromm, im Bühner-Grafschen Garten (Freitagsgasse Nr. 1) am
Bleichgraben, gegenüber dem Landgericht, erhalten. Der hier befindliche Mauer-
rest steht dicht am Wasser. Der Grundriss der Mauer hat die Form eines
Viertelkreises. Es war ein halbrunder Thurm, welcher vor ungefähr 30 Jahren
noch eine Höhe von ungefähr 1112 m über dem Erdboden hatte. Der jetzt
fehlende Theil ist bei dem Bau der benachbarten Kegelbahn abgebrochen worden.
Zutritt zur Stadt gewährten bis 1830 das Obere und das Untere Thor, die
Mittlere Pforte und die Burgpforte. Die Anlage am Oberen Thore setzte sich aus
drei Thoren, Zugbrücken und Aussenwerken in Stein und Erde zusammen. Der
Hauptthurm im Zuge der Stadtmauern wurde 1787 Wegen Baufälligkeit eingelegt.
Das äusserste Thor fiel 1832. Wie am Unteren Thore und vor der Mittleren
Pforte liess Herzog Ernst der Fromme 1673 die Werke verstärken, den Zustand
nach 1673 giebt Güths Abbildung S. 28. Vgl. Doeb ner, oben S. 63-65. Das auf
S. 232 abgebildete Obere Thor, ehemals zwischen dem Südende der Hauser
Anton-Ulrichstrasse Nr. 49 und Nr. 54 gelegen, war ein Bau im späten Barockstil.
Der Thorbogen wurde von zwei toskanischen Pilastern eingefasst. Das bekrönende
Hauptgesims war in der Mitte in der Weise des Barockstils durchbrochen. Die
dadurch entstehende Lücke wurde durch das in Stein gemeisselte Rantenkranz-
Wappen ausgefüllt. Die Inschrift siehe S. 73. Auf dem Hauptgesims lagen zwei