378
WEIDA,
Stadtkirche.
Weida.
128
nach dem Brand und derBeseitigung der Gewölbe ebenfalls beseitigt worden
sein.] Der Sockel hat das Profil: Ä Die anstossende Chor-Südfront (bis zum
Sacristei-Vorbau) harrt noch der Restauration bezw. eines geplanten Aus-
baues. Hier ist einstweilen die Bruchstein-Mauer ungefugt, in ihr der Obertheil
eines (zugemauerten) Spitzbogen-Fensters sichtbar, links in der Ecke der Rest
einer Vorkragung bezw. Wölbung, etwa einer Treppe, deren übrige Theile [besonders
ein hier vielleicht vertretender Treppenthurm] aber abgebrochen sind (rechts
zwischen zwei vertretenden Steinen ein Ziegel mit: 1752); dann Fachwerk-Vor-
bauten für innere Stände, eine Holztreppe in Latten-Verschlag für Kirchstände im
Innern und eine niedrige, oben abgeschrägte, Strebepfeiler-artig vertretende Quer-
mauer. Die Westfront erhält durch das grosse Fenster über dem Hauptportal und das
mittelgrosse Fenster über dem Südschiff ein stattlich reiches Aussehen, oben Belebung
durch die eigenthümlichen Blenden, welche, aus Sandstein gebildet, aus der hier
ziemlich glatten Putzlläche vortreten. Von spätgothischer Form, rechteckig, im
oberen Stück von zwei Kleeblatt-Bögen untertheilt, welche auf theils einfachen,
theils verzierten Consolen zusammenkommen, sollen sie Wandgemälde mit Dar-
stellungen [aus dem Leben der Jungfrau MariaiP] enthalten und noch um 1880
Farbenreste gezeigt haben (1895 konnte ich keine Spur entdecken). Mir machen
sie den Stücken und der Anordnung nach den Eindruck einer willkürlich beim
Aufbau des Giebels im 17. Jahrhundert gemachten, von anderer Stelle herge-
nommenen Decoration. Auch gleichen sie zwar ganz geschickt die Verschiedenheit
der Westfront aus, indem oben zu den Seiten des Hauptfensters zwei, darüber, schon
im Giebelfeld enger gestellt, noch zwei Blenden, darüber eine Blende den pyramidalen
Aufbau betonen, während eine sechste oben rechts das Gleichmaass für die ge-
sammte Giebeliiäche zu erzielen sucht; jedoch sind sie im Ganzen zu ungenau für
ursprüngliche Planmässigkeit angebracht. Die noch höher angeordnete Rechteck-
Blende mit zwei gegeneinander gestellten Ausschnitten in Form natürlicher Klee-
blätter im Sturz ist sichtlich Nachahmung. Dagegen hat zwischen den beiden
mittleren Blenden ein kleines, rundbogiges, wohl von einem älteren Bau her-
rührendes Fenster zur Beleuchtung des Dachbodens Platz gefunden.
Das Innere ist vorzugsweise 1644 f. in Barockstil mit Holzwerken und
Malereien ausgestattet, später immer mehr die Architektur überdeckt und verbaut
worden. Hier ist viel durch die Restauration von 1883 f. vereinfacht und beseitigt,
das Bessere, das blieb, anders und geschickt vertheilt worden; alles Holzwerk ist
in braunen Tönen, das Figürliche zum Theil farbig bemalt. So sind nur einige
Hauptsachen zu erwähnen. Im Chor stehen an den Langwänden geschlossene
Kirchbänke mit Wandsäulchen an den Pfosten. Darüber an der Nordwand eine
geschlossene Empore auf Consolbrettern, zu denen ältere mit hübscher, aufgelegter
Schnitzerei benutzt sind (s. Abbild. S. 379). Darunter ist eine im Jahre 1817
gestiftete, gipsene Lutherbüste auf ein I-Iolzpostament gestellt, vor ihr ein Zinn-
kelch mit wirklicher Bibel darauf. An der Südwand treten geschlossene Emporen
vor, welche sich bis zum 1. Fenster des Langhauses fortsetzen, in zwei, im Chor
zum Theil in drei Geschossen; sie haben an den Brüstungen Cartouchen, theilende
Pfosten, Säulchen etc. in üblichen Formen des 17. und 18. Jahrhunderts, des-
gleichen geschnitzte Bekrönungen. Im Langhaus befinden sich an der Nordwand
in unregelmässiger Anordnung ein geschlossener Kirchstand mit aufgelegter