VEITSBERG.
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Phantasievögeln, zwischen diesen volleren Motiven paarweise einander zugekehrte
Vierfüssler in vortreiflicher Raum-Ausfüllung, an die von England beeinflusste
gothische Ornamentik erinnernd; Weberei hell und dunkel (mit Gold?); endlich
ein dritter Streifen, sich wiederholend Paare einander abgekehrter Stiere und zu-
gekehrter Gemsen in Einfassung bezw. Trennung durch Netzwerke, im Stil ver-
wandt der vorigen Weberei, doch der Renaissance angenäherter; hell und dunkel.
Allerneuestens nach Weimar in eine Sammlung gekommen]
Malereien. 1895 fand ich von selbständigem Werthe an der Triumphbogen-
Ostwand eine Anbetung der Könige, an der Triumphbogen-Westwand figurenreiche
Darstellung des Weltgerichts, gothisch, im 17. Jahrhundert schlecht übermalt, dann
bis zur Unkenntlichkeit vergangen; an den Kappen des Chor-Westjoches oben
vier blasende Engel (Vorbereitung zum Weltgericht), ebenfalls gothisch und dann
überpinselt, meist dunkel geworden, doch etwas deutlicher in der alten Weise er-
kennbar; an den Gewölberippen etc. Ornamente, aus dem 17. Jahrhundert.
Herr Dr. Mothe s theilt mir freundlichst Folgendes dazu mit. Gemeinderaum
Wände: Die hier gewesene Malerei an Fensteröffnungen und Behängen unter
der Decke sammt Inschriften wurde genau .copirt. Sie stammt dem Stil nach
gleich der Brettdecke aus der Zeit kurz nach 1550. Sie zeigt noch ein Hangen
an der mittelalterlichen Weise, die Bögen mit Kriechblumen zu besetzen. Nur
treten hier an deren Stelle cartouchenartige Voluten und grüne Zweige mit
Schleifen und Ranken. Dieselbe Verzierungsweise ward, wie es scheint, nach der
Mitte des 17. Jahrhunderts im Chorraum nachgeahmt, aber etwas barocker. An
den Gewölberippen waren ganz unbedeutende Ranken. Mothes hat die Wand-
Ornamente an den Fensterwänden ein wenig minder barock, treuer denen im
Gemeinderaum nachgebildet und an den Rippen in der Kapelle einfachere, im
Chorgewölbe etwas reichere Ranken (letztere Korn und Wein) in vermittelnder
Form gewählt. Bedeutender sind die eigentlichen figürlichen Malereien. Zunächst
an der Westseite des Triumphbogens die {igurenreiche Darstellung des
Weltgerichts, entschieden aus dem 14. Jahrhundert, im 16. oder 17. Jahrhundert
schlecht reparirt, theilweise übermalt, später so weit verblasst. dass man ohne
Gerüst von unten eben nur erkennen konnte, dass Christus auf einem Regenbogen
in einer Art von Mandorla (hier mandelförmigem Himmelsfeld) in Wolken throne,
von Engeln umgeben sei und seine Füsse auf eine Erdkugel setze. (Zweifel gegen
das Alter dieser Darstellung einer Erdkugel können nach Mothes nicht Stich
halten, da die Geistlichkeit und gelehrte Welt Deutschlands um 1360 längst die
Kugelgestalt der Erde durch Edrissfs geographische Ergötzlichkeiten und Abul-
fedinls Werke kannte.) Nachdem ein Gerüst hergestellt war, sah man deutlich,
dass viel mehr von dem Gemälde erhalten war, als man zu hoffen gewagt hatte.
Der Christus (dessen Darstellung als Kampfrichter nach 2. Timoth. 4, 7 u. 8, um
690 von der Auffassung des Allherrschers verdrängt worden war) kam deutlich
zum Vorschein, überlebensgross, die Rechte etwas erhoben zum Segen, fast winkend,
und von einem Oelzweig begleitet, der aus der rechten Kopfseite ebenso hervor-
wächst, wie aus der linken Kopfseite über dem wie zu Abwehr oder Ver-
scheuchung gestreckten, linken Arm ein Schwert; der Sitz auf dem Regenbogen,
die Stellung der Füsse auf der Erdkugel trat deutlich bei der Reinigung
in voller, mittelalterlicher Würde und Grossartigkeit hervor. Gleiches trat ein