VAOIIA,
Widemuk.
Vachn.
gesims tragen. Die Säulen sind durch Quadersteine unterbrochen, die etwas vor
die Maueriläche vertreten und dadurch lebhafte Schatten bilden. In derselben
Weise ist auch die Wölbung des Thorbogens durch einzelne vertretende Steine
belebt eine Unterbrechung der Linien und Flächen, die in der Architektur der
Spätrenaissance häufig vorkommt. Der consolartig geschweifte Schlussstein ist an
der Unterseite mit gemeisselten Beschlagmustern verziert. Die Inschrift auf dem
Fries heisst: DIE WIDMARCKT. Ausserdem stehen über jeder der beiden Portal-
saulen die beiden Buchstaben W R (verbunden; es ist der Anfangs- und der End-
buchstabe des Namens Widemarkter). Die Fenster der beiden Wohnräume rechts
und links vom Hausthor haben schlicht rechteckige Umrahmungen, deren Profile
in üblicher Art nur um den oberen Haupttheil der Fenster herumgeführt sind und
an den unteren Enden gegen ein Volutenornament"auslaufen.
Die drei Obergeschosse sind aus Fachwerk, deren am meisten ins Auge fallendes
Schmuckstück der Erker an der Nordwestecke ist. Er ruht auf einem steinernen,
aus der Mauer des Untergeschosses vorgekragten Consol, das mit derb geschwungenen
Proülen und einem Eierstab verziert ist. Auf dem Consol steht die Inschrift:
ZU RECHTER ZEIT DER REGEN. Der Eckpfosten des Erkers ist mit ge-
schnitzten Blattornamenten, Kerbschnitten und Schneckenlinien verziert, die auch
an anderen Eckpfosten der Widemark wiederkehren. Auch hier keinerlei eigent-
liche" künstlerische Schnitzerei, die wesentlich über die herkömmlichen Formen
hinausgeht. Etwas omamentale Schnitzerei befindet sich auch an den Füllbrettern
zwischen den Balkenköpfen; die Ornamente bilden ein Beschlagmuster, das für
diese Zeit charakteristisch ist. Dasselbe Ornament ist auch oberhalb der Füll-
bretter in das Schwellholz eingechnitten. Die langen Wandflächen der beiden
Obergeschosse zeigen keinen anderen künstlerischen Schmuck als die gleichförmige
Wiederholung derselben oben beschriebenen Ausfüllung der Brüstungsfelder und
derselben kurzen Streben mit den ausgeschnittenen Lilienspitzen am Kopf der
Hauptpfosten.
Das Hauptgesims ruht auf weit ausladenden, geschweiften Consolen. Die breiten
Füllbretter zwischen und über den Consolen sind mit Beschlagmustern verziert,
die aus der Flache ausgestochen und bemalt sind. Die oben genannte Inschrift
des Zimmermeisters Hans Weber steht auf einem der horizontalen Füllbretter.
Die zu Ehren der Gattin Widemarkters angebrachte Inschrift: VIVAT VICTORIA
ANNO 1613 ist auf einem anderen Füllbrett, oberhalb des Erkers angebracht.
Die Worte: VIV AT VICTORIA sind auch auf zwei andere Füllbretter geschnitzt,
einmal an der Hauptfront, einmal an der Hoffront. Ueber diesem Hauptgesims
steht ein an allen Seiten stark zurücktretendes niedriges Dachgeschoss, über welchem
das reiche soeben beschriebene Hauptgesims noch einmal wiederholt ist, und zwar
rings um das ganze Hauptgebäude, auch an den beiden Seiten des Wirthschafts-
hofes.
An beiden Hoffronten ist der Schmuck des Fachwerkes ebenso reich und mit
genau denselben Ornamenten durchgeführt, wie an der Hanptfront. Das Thor
der Hoffront ist in Korbbogen überwölbt. Daran steht die Inschrift:
Duo AEDIFICATORE ADIVVANTE
(Deo aedilicatore adjnvante). Das in der Inschrift enthaltene Chronogramm er-
giebt die Jahreszahl 1613. Ursprünglich stand auf der Mitte des Dachiirstes