am
Die
Wartburg.
Die
Kunstsammlungen.
2. Renaissance und Barock.
(ieschnitzter Schrank, verziert mit geschnitzten Brustbildern
von Männern und Frauen. Aufgestellt in in der Dirnitz im oberen Geschoss. Die
Vorderfront aus neun einzelnen kleinen rechteckigen Feldern zeigt die Art der
Bauernmöbel von der Niederelbe aus der Zeit etwa um 1550-70. Die glatten
Seitenwände aus kunstlosen, langen Brettern zeigen, dass der Bau dieser Art von
Schränken aus dem in eine Mauernische eingebauten Wandschrank des nord-
deutschen Hauses hervorgegangen ist. In vier von den rechteckigen Feldern der
Front sind Thüren eingesetzt. Die anderen Felder sind mit Schnitzereien ver-
ziert. Die Umrahmungen der geschnitzten Brustbilder zeigen die Formen der
deutschen Renaissance, doch in ländlicher Ausführung vergröbert. In anderen Fül-
lungen hat der Schreiner noch an dem mit dem Hobel hergestellten Faltwerk des
gothischen Stils festgehalten; zwischen den Falten liegen einzelne geschnitzte
Pfeifen (daher der Name Pfeifenmuster). Während die älteren Möbel dieser Art
aus den Zeiten des gothischen Stils ihre Entstehung aus den Ueberlieferungeu des
eingemanerteu Schrankes auch dadurch zu erkennen geben, dass sie keinerlei
nach aussen hervortretendes Sockelgesims oder Bekrönungsgesims haben, wurden
in der Renaissancezeit frei vertretende Gesimse hinzugefügt. So auch hier. Doch
das Sockelgesims und die Füsse sind nicht mehr dieursprünglichen. Derartige
geschnitzte Bauernmöbel von der Niederelbe sind besonders im Museum zu Ham-
burg gut vertreten. Dieselbe Art des Aufbaues ündet sich an Schränken in
Schleswig-Holstein und in Oldenburg, von denen einige besonders schöne Beispiele
sich im Germanischen Museum in Nürnberg befinden z).
Zwei andere Schränke, deren unregelmässige Vertheiluug der kleinen Thüren
ebenfalls auf die Gegenden am unteren Lauf der Elbe, auf Oldenburg oder
auf Holstein hinweist, stehen in kleinen Nebenräumen der Dirnitz.
ßk
Sch mu ckschränkche n aus dem Jahre 1575, beschlagen mit Rankenfriesen,
die aus vergoldetem Bronzeblech mit der Lanbsäge ausgeschnitten sind. Inmitten
der Ranken sind Halbfiguren von Männern und Frauen dargestellt, deren Ober-
körper aus den Ranken herauswachsen. Das Rankenwerk ist unterlegt mit pfirsich-
farbenem Sammet. An der Vorderseite zwei Thüren die innen mit gravirten Metall-
tafeln beschlagen sind. Auf der linken Tafel ist in Radirung dargestellt der
Evangelist Johannes, inmitten der sechs Aeltesten der Offenbarung knieend vor
Gott-Vater, mit dem Lamm zwischen den vier evangelistischen Symbolen. Darüber
in zwei Medaillons ein Männer- und ein F rauenkopf in antiker Gewandung. Bei
dem Frauenkopf steht die Jahreszahl 1575. Auf der rechten Tafel ist ebenfalls
eine apokalyptische Vision dargestellt. Die obere Deckplatte des Schrankes ist
aufzuklappen. An der Innenseite des Deckels ist eine grosse Metallplatte befestigt,
auf der die Ermordung Abels in reicher Umrahmung von Ranken mit (äranat-
äpfeln dargestellt ist. Darauf die Inschrift:
KAIN SCHLUG SEINEN BRUDER TODT
GOTT STRAFET IHN DAS ER LIEFF IN NOT
SEIN LEBTAG ZITTREND HIN UND HER
AN GOTTES GNAD VERZWEIFFLET ER. 1575
Holzmöbel
37 H.
6 mal-Klängen bei Hau: Stegmlnn: Die
lißhciluugen du Germanischen Museums, 1910, S.
des Germanischen
Museum:
Nürnberg,