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STEDTFELD,
Kirche.
Eisenach.
Die Kirche ist ein bescheidenes Gebäude, dessen Chor bis in die Zeit um
1500 zurückreicht. Der Chor befindet sich im Innern des 'l'hurmes, der an der
Ostseite der Kirche steht. Der schmucklose Raum ist mit einem Kreuzgewölbe
ohne Rippen und ohne Gewölbeconsole bedeckt. Der Triumphbogen ist rund;
ein altes Kämpfergesims ist an der Südseite erhalten. Auch dieser Rundbogen
ist wohl nicht älter als aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Das Innere des
Chores ist 4,55 m lang, 5,20 m breit. Der Thur m ist bis zur Höhe des Dach-
firstes aus Stein erbaut; später hinzu gefügt ist das Obergeschoss aus beschieferten
Holz und die Schweifkuppel. Die Thurmuhr ist in das Thüringer Museum ge-
kommen".
Auf das 16. Jahrhundert deutet das mit einem Vorhangbogen zugemauerte
Fenster an der nördlich an dem Thurm gebauten Gruft der Familie v. Boyneburgk.
Neben dem Fenster beündet sich ein Schild mit einem Monogramm mit den
Buchstaben J. B. Diese Gruft ist wahrscheinlich im 16. Jahrhundert erbaut und
war ursprünglich Sacristei der Kirche. Die Gruft ist erst im Jahre 1766 in diesen
Anbau verlegt worden.
Der Hauptraum der Kirche hat wohl im Jahre 1721 durch einen Umbau
seine jetzige Gestalt erhalten. Die Jahreszahl steht auf einem Quaderstein an der
Südostecke des Hauptraumes: 1721 D 20 November. Auf dieselbe Zeit deuten die
Ornamente der Cartouche, welche aussen über der Thür an der Westseite angebracht
ist. Darin steht das Wort Jehova in hebräischer Schrift. An der Schnitzerei des
Hanptgesimses erkennt man deutlich den Unterschied zwischen dem alten Bau und
dem Bau von 1721. Das alte Gesims hat einen geriefelten Rundstab, der an dem
neueren Theil (ein Viertel des Ganzen) fehlt. Andere architektonische Kunstformen
sind an dem Hauptraum der Kirche (mit Ausnahme der schönen Grabsteine) nicht zu
finden. Die kunstlosen Fenster sind zum Theil halbrund überwölbt, zum Theil
rund und oval. An der Sacristei steht über der Thür an der Südseite die In-
schrift: 1766 das Wort Jehova in hebräischer Schrift.
Im Inneren ist der Hauptraum an drei Seiten mit zweigeschossigen Em-
poren bedeckt, die auf kunstlosen vierkantigen Pfeilern stehen. Die Brüstung
der Orgelempore ist mit geschnitzten Roccoco-Ornamenten verziert. An den
Brüstungen der Emporen fanden sich früher Malereien. Der Raum zwischen den
Emporen ist mit einem iiachen Tonnengewölbe aus Holz bedeckt. Der Haupt-
raum ist 19,40 m lang, 6,80 m breit.
Die Kanzel aus Holz steht an der Nordseite des Triumphbogens. Die
Brüstung ist geschweift in Form eines Balkons ebenso wie die Lesekanzel. Beide
stammen aus dem 18. Jahrhundert, sind indessen modern bemalt.
Der Taufstein ist achteckig. Fuss und Schaft sind mit einigen kunstlosen
Gesimsen verziert, die wohl auf das 18. Jahrhundert deuten. Auf der kupfernen
Taufschüssel steht die Inschrift: Anno 1688 D.M. V.B. G. V.K.Z.S. (Dorothea
Marie v. Boyneburgk geb. v. Keudell zu Schwebda.)
Die Schranken im Altarraum sind mit durchbrochenen Schnitzereien des
Roccocostils verziert.
der
Grabsteine. Den werthvollsten Schmuck der Kirche bilden die Grabsteine
Familie v. Boyneburgk. Es sind zum Theil tretfliche Steinmetzarbeiten des