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Eisenach.
EISENACH,
Die Stadtbefestigung.
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Innerhalb der Mauer liess man, um jederzeit den freien Verkehr von Thurm
zu Thurm zu ermöglichen, einen breiten Raum frei, namentlich wurden die Zu-
gänge zu den Thürmen offen gehalten. Einige Gässchen des heutigen Eisenach,
zum Theil noch Sackgassen, verdanken ihr Dasein ihrer ehemaligen Bestimmung
als solche Zugänge: die Oeffnung der Löbersgasse nach der Karthäuserstrasse
hin, die Krimmelgasse, früher auch Strumpfgasse genannt, die Kleine
und die Grosse Grüne Gasse, die Sommerecke, d. h. der südliche Theil
der jetzigen Sommerstrasse, und der Kittel beim Ausüuss des Löbersbaches aus
der Stadt, d. h. der westlichste Theil der Schillerstrasse.
Der Stadtgraben, der sich aussen herum an der ansehnlich hohen Stadt-
mauer hinzog etwa 8 m breit und 6 m tief war wegen des unebenen Ge-
ländes nur streckenweise mit Wasser versehen. Der Krimmelbach (Löbersbach)
füllte ihn nur vom Frauenthor bis zum "Brauseloch" beim alten Felsenkeller und
versorgte nach seinem Ausiiuss aus der Stadt die Strecke vom Nikolaithor west-
lich herum bis zum Georgenthor.
Von eintretender Dunkelheit an waren die Stadtbewohner eingeschlossen. Früh
öffneten die fünf Thorthürme, an denen Brücken über den Stadtgraben führten,
ihre starken, aus Eichenbohlen gemachten Pforten und liessen die Feldarbeiter und
die Hirten mit ihren Herden heraus, vermittelten auch den Verkehr mit den Vor-
städten und mit der entfernteren Aussenwelt.
Das N ikolaithor, nach der daneben liegenden Kirche benannt, liess den
Verkehr von und nach" Gotha und Langensalza durch. Der Thurm war der
stärkste und höchste der Thorthürme. Vor 1700 war nach Osten hin noch ein
kleines Thürmchen oben daran, das über ihn hervorragte. Es wurde um 1700
wegen der Gefahr für die Hauser im Nikolaithor (d. h. die zwischen Haupt-