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EISENACH,
Georgenkirche.
Eisen ach.
proiilirt-es Spitzbogenfenster (1515), zugemauert,
zwei schmale moderne Fensterschlitze.
sowie
daneben
unten
und
oben
Plump und schwer lag auf dem Ganzen das breite Walmdach mit seinen zahl-
reichen unküustlerischen Dachluken, die zur Beleuchtung der ehemaligen oberen
Empore der Kirche erforderlich waren.
Gothische Architekturformen aus der Zeit des Mittelalters sind am Aeussern
der Kirche kaum noch vorhanden. Die hohen Spitzbogenfenster am Altarraum
und den beiden Langfronten zeigen Profile, welche für die gothischen Bauten aus
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (und aus noch späteren Zeiten) charakte-
ristisch sind. Der Meister von 1560 hat wohl nur deshalb das Langhaus mit Spitz-
bogenfenstern ausgestattet, um den Neubau in Harmonie mit dem damals stehen
gebliebenen Altarraum zu bringen. Auch das spitzbogig überwölbte Portal an
der Südseite, dessen Rundstäbe sich am Scheitel und am Kämpfer des Bogens
durchschneiden, ist wahrscheinlich nicht früher als in der Zeit um 1525 oder noch
später entstanden. (Abbildung S. 225.) Steinmetzzeichen sind an dem aus gothischer
Zeit stammenden Mauerwerk der Ostfront des Altarraums mehrfach erhalten.
Die Fenster im Chor sind spätgothisch, aus der Zeit um 1515. Jetzt sind die
Profile einfach, mit mehreren schon verhältnissmässig flachen Kehlen und kleinen Ab-
stufungen profilirt. Sockelgesims und Fensterbankgesims haben schlichte gothische
Profile. Die Strebepfeiler (ursprünglich an jeder der drei freien Seiten zwei Zwischen-
pfeiler zwischen den Eckpfeilern, die östlichen Eckpfeiler übereck gestellt) sind vom
Sockelgesims und Fensterbankgesims umzogen, über noch einem Vorderfiachengesims
zurückgesetzt und enden mit Pultdächern; sie sind später der Verstärkung Wegen in
dem hinteren Theil etwas höher geführt worden. Doch nur die östlichen Strebepfeiler
sind frei sichtbar, diejenigen der Nord- und Südseite sind zum grossen Theil durch
die Mauern der Anbauten zu verschiedenen Zeiten eingebaut oder ersetzt worden.
Noch von 1515 her tritt an der Nordseite des Chors im 3. Joch ein Bautheil,
so stark wie das Langhaus, vor. Das Erdgeschoss ist wohl ursprünglich als Sacristei
errichtet und mit einem (jetzt zugemauerten) Kleeblattbogenfenster an der Nordseite
beleuchtet werden. Um 1580 ist dieser Theil mit Steinen des verfallenen Katharinen-
klosters zu einem Archiv umgebaut. Das 1. Obergeschoss war wohl eine Kapelle und
erhielt ein mittelgrosses Spitzbogenfenster. Jetzt ist dieser Bautheil vom Chor ganz abge-
schlossen; im Erdgeschoss ist er nur durch eine eiserne, hinter dem Getäfel der Ohornord-
wand versteckte Thür zugänglich. Im Obergeschoss ist er gegen das Nordschiff des Lang-
hauses geöffnet und enthält eine Treppe, die von dem 1. zum 2. Emporengeschoss des Nord-
schiffes führt. Aussen erscheint dieser Bautheil durch gleiches Traufgesims und Dach mit
dem Langhaus ganz zu diesem gezogen. An das 1. und 2. Joch der Nordseite ist im
18. Jahrhundert ein niedriger Anbau (für Begräbnisse?) gesetzt, ebenfalls von innen
wie aussen unzugänglich, durch eine Mittellisene an der Nordseite in zwei Abtheilungen
getheilt und in jeder dieser Abtheilungen, wie an der Ostseite mit einem kleinen
Rechteckfenster beleuchtet.
An der Südseite des Ohores tritt vor dem 3. Joch ein Anbau, ebenfalls so weit
wie das Langhaus vor. Sein Erdgeschoss ist Bau von 1515, ursprünglich wohl Ein-
gangskapelle, später Sacristei, mit einem Kreuzgewölbe von kehlprofilirten Rippen auf
baldachinartig profilirten Consolen (mit Rosette im Schlussstein) bedeckt, an der Ost-
wand mit einer rechteckigen Sacramentnische versehen. Die beiden Obergeschosse
darüber (das 1. mit dem Herzogsstand, das 2. mit dem Gefolgestand) sind von 1717
und haben geputzte Flachdecken. Auch dieser Vorbau ist zum Langhaus durch das
gleiche Traufgesims und Dach gezogen. Ferner ist hier, um Gleichheit mit dem Lang-
haus zum Schein zu erzielen, ein dessen Fenstern gleichgrosses Spitzbogenfenster vom
Erdgeschoss zum 1. Obergeschoss durchgeführt, welches, beide Geschosse beleuchtend,