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WEIMAR, Rothes Schloss, Gleichischer Hof,
Gelbes Schloss.
Weimar.
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Fürstenplatz herstellen. Gerade diese Südost-Bauten schädigen den vorher angedeu-
teten Gesammt-Eindruck der Schlösser erheblich. Sie sind erst nach 1808 hergestellt
worden. [Damals wurden die östlich an den Eckthurm sich anschliessenden Ge-
b äude -Theile abgebrochen, welche bis dahin das Rothe Schloss zu einem Parallele-
gramrn vervollständigten. Ferner lief früher vom Rothen Schloss zum sogenannten
Grünen Schloss, der jetzigen Bibliothek, ein bedeckter Gang auf einer Pfeilerstellung.
Sodann wurde 1774 an die Südseite eine Hof küche angebaut, die später wieder
beseitigt wurde]
Hertel, Photographie der Vorderfront. Held, Photographieen der Vorderfront, der Fürsten-
platzfront und der Hofseite. Lübke, Gesch. d. deutschen Renaissance II, S. 363. Preller, in
Thüring. Vereins-Zeitschr. 1857, S. 9. Schöll, S. 190. 278. 290. Schwier, Photographie der
Vorderfront. Wette II, S. 18.
Der sogenannte ßlßißhiSßhß HOf, früher ein Freihaus der Grafen von
Gleichen, bildet die nördliche Fortsetzung des Rothen Schlosses und seine Ver-
bindung zum Gelben Schloss; es ist ein niedriges, aussen wie innen sehrnuckloses
Gebäude. [Ein ehemals an diesem Hause befindliches, steinernes Wappen (Graf
Friedrichls von Gleichen von 1557) fand Verwendung an der künstlichen Ruine
im Park; s. dort S. 443.]
Das Gelbe SGIIIOSS bildet den Nordflügel dieser Gebäudegruppe. Der Bau
wurde [an der Stelle eines Besitzes der Familie Thangel] von Johann Ernst III. 1702
für seine zweite Gemahlin begonnen, deren Namen die Anfangsbuchstaben in ge-
schnittenen Eisenankern aussen an der gegen den Grünen Markt gelegenen Nord-
front andeuten (Charlotta Dorothea Sophia Dux Saxoniae Landgraiia Hasse-Hom-
burgiae), und nach seinem Tode 1707 von ihr bis zu ihrem Tode 1738 bewohnt.
Später wohnten hier Hofbeamte, u. A. ward als Sohn eines solchen hier A. von
Kotzebue geboren. Nach dem Schlossbrand 1774 ward die herzogliche Kammer
herverlegt; jetzt befindet sich hier das Finanzdepartement des Staatsministeriums.
Das Schloss besteht nur aus Erdgeschoss und einem Obergeschoss. Die Front
nach dem Grünen Markt hin ist in der Mitte des Erdgeschosses durch ein grösseres,
rechteckiges Fenster belebt, welches von ionischen Säulen eingefasst und mit Gebälk
und gebrochenem Giebel bedeckt ist; darin der Herzogin Monogramm unter dem
Herzogshut, welches die auf den Giebel-Enden lagernden, gekrönten, höchst miss-
rathenen Löwen halten. [Dies Fenster ist wohl früher ein durch Freitreppe zugäng-
liches Portal gewesen. Die Brüstungs-Balustrade ist nach Beseitigung dieser Treppe
hinzugefügt] An der Westfront, nach der Collegiengasse hin (Fortsetzung des
Gleichischen Hauses, bezw. des Rothen Schlosses) sind in geschnittenen Eisenankern
die Ziffern 1704 vertheilt, und in der Mitte des Erdgeschosses ein recht breites
Rundbogen-Portal, mit Löwenkopf als Schlussstein, von gepaarten, ionischen Pilastern
eingefasst und mit gebrochenem Giebel überdeckt; darin die zwei Wappen des herzog-
lichen Paares unter dem [zerstörten] Herzogshut. Oben an den Ecken Urnen, auf
dem Giebel zwei allegorische Frauengestalten des Glückes und des Ueberliusses.
Alles künstlerisch werthlos. Das übrige Aeussere der beiden Fronten ist ganz gewöhn-
lich. Die Fenster der beiden Geschosse sind nicht einmal proülirt. Die Hoffronten
sind durchaus modernisirt, mit neuem Treppenhaus und desgl. Einfahrt versehen.