155 Weimar.
Wmmn, Stadtkirche. 355
SGIO QVOD REDEMPTOR MEVS VIVIT.
ILLVSTRISSPRINCEPS DOROTHEA SV- PORTVS EGENOR. (egenorum) ET ASY-
SANNA LVM
FRIDERIGI III SAG.ROM.IMP.ELEOT. MORBO GVM DIVTVRNO COFLIGTATA
PALAT.F. ANIMO AD DEVM SEMPER ERECTO
ET GVILIELMI SAXON .DVCIS OONIVX PIE FELIOITERQVE DEFVNGTA
FIDA EGGLESIAE ET SGHOLAR PA- IV.TA APRS .AN REDEMPT MDXOII.
TRONA
PATRIAE NON TAM DOMINA QVAM
PARENS
QVOD VIVIS VIVO TEOVM SGIO GHRISTE REDEMPTOR
QVOD VIVO PER TE MORS MEA VITA MEA EST.
Deutsch etwa: Ich weiss, dass mein Erlöser lebt.
Die erlauchteste FürstinlDorothea Susanne Hafen der Bedürftigen und Zuflucht,
Friedrichs III heil. röm. Reiches Kurf. v. d. Von langdauernder Krankheit ergriffen,
Pfalz Tochter, Mit stets zu Gott gerichtetem Gemüth
Und Wilhelms Herzogs von Sachsen Gattin, Fromm und glücklich verschieden
Treue Patronin der Kirche und Schulen, Am 4. April im Jahre des Erlösers 1592,
Des Vaterlandes nicht sowohl Herrin, als ihres Alters 47, 4 Monate, 10 Tage.
Freundin,
Weil du lebst, so leb' ich mit dir, o Christus Erlöser,
Weil ich lebe durch dich, wird mir zum Leben der Tod.
Auf der von dem Sockel getragenen Plattform knieen einzeln gearbeitete, lebens-
grosse Figuren, im rechten Profil gesehen. Sie sind in den Händen bezw. Unter-
armen verstümmelt, sonst wohl erhalten. Vorn kniet betend ein kleines Mädchen,
zu seiner Seite, auf Wolken, ein die Laute spielendes Englein. Dann folgt eine
jugendliche Frauengestalt mit charakteristischen Bildnisszügen, betend wie das Kind
und wie dieses mit einer Halskrause, deren tiefe Bohrarbeit die Virtuosität des
Bildhauers zeigen sollte, und auch mit aufgelöstem, lang herabwallendem (vom Künstler
mit sichtlicher Freude als schön wiedergegebenem) Haar, doch mit einem Braut-
kränzchen. Am Ende kniet betend eine alte Frau in Wittwentracht (auch mit Hals-
krause). Diese ist jedenfalls Dorothea Susanna, 0b aber die zunächst vor ihr
Knieende ihre Tochter Maria (beim Tode der Mutter 19 Jahre alt) und die vorderste
die Tochter Sibylle Marie (vor der Mutter, 6 Jahre alt, gestorben), das Englein gar
die todtgeborene Prinzessin darstellen soll, oder ob, was dem Bildhauer zuzutrauen
ist, die drei menschlichen, in Manchem sich gleichenden Figuren dieselbe Verstorbene
als Kind, Braut und Wittwe darstellen sollen, lasse ich dahingestellt. Die Figuren
sind übrigens etwas plump 11nd, abgesehen von einzelnen technischen Fertigkeits-
Beweisen, ohne künstlerische Feinheit behandelt. Sie waren leicht angefärbt (in den
Körpertheilen in einer für die Gegenwart lehrreichen Behandlung, mit Andeutung
der Nuancen, gewissermaassen nicht naturalistisch, sondern naturalisirend, in den
Haaren vergoldet gewesen). Auch bemerkt man die Schulung der damaligen Zeit an
der verschiedenartigen Stoffbehandlung der verschiedenen Theile durch Glätten und
Poliren. Die Wandfläche zwischen den inneren Pilastern ist von einem mit Diamant-
quadern proülirten Rahmen eingefasst und mit einer grossen, vermuthlich einst mit