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bestellte. Durch Floridablanca wurde dann Goya wahrscheinlich im
Herbst des Jahres in Arenas de San Pedro bei dem außerordentlich
kunstsinnigen und kunstfördernden lnfanten Don Luis Anton ein-
geführt. Der Maler hat hier in einem Monat quantitativ Unglaub-
liches geleistet, qualitativ jedoch gehören die drei Bilder, die er
schuf, nicht zu seinen besten.
Neben den zahlreichen Porträts dieser Jahre, deren meister-
haftestes das des Königs Karl Ill. ist, der nun auch dem beliebtesten
Porträtisten Spaniens saß, fand der vielbeschäftigte Künstler doch
noch Zeit, eine ganze Anzahl religiöser Bilder zu malen, die aber
alle mehr oder minder wertlos sind. Was für Ztunutungen an seine
F ixigkeit gestellt wurden, beweist ein Auftrag des Königs vom Juni
1787, der befahl, daß der Maler in zwei Monaten drei große Altar-
stücke fertig zu stellen habe- Was denn auch geschah. Und sie
sind danach geworden. Von all diesen Kirchenkompositionen hat,
wie Loga sehr wahr bemerkt, nur der Judaskuß in der Kathedrale
von Toledo, der 1788 entstand, eine große und tiefe Bedeutung.
Er gehört zum Realistischsten, was dem Pinsel dieses großen Rea-
listen je entsprang, und ist ein Beweis, daß Goya religiös ergriffen war
und zu ergreifen wußte, wenn das auf seine Weise geschehen konnte.
Das Jahr 1786 bringt dann schließlich auch eine Aussöhnung
zwischen den beiden Schwägern Goya und Francisco Bayeu. Goya
hat dieser Aussöhnung eine wunderbare Erinnerung gestiftet in dem
ganz herrlichen Porträt seines Schwagers in Valencia, das, rein als
Farbe genommen, zweifellos das Schönste ist, was die spanische
Malerei überhaupt kennt. Andererseits ehrt es Bayeu, daß er
gewissermaßen zu dieser Versöhnung die Hand bot, indem er Goya