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des Raphael Mengs stehen, darf daher nicht weiter wundernehmen.
Künstlerisch sind sie recht belanglos. Goya hat sich dann diese
Manier überhaupt angewöhnt, um die ihm unangenehmen Aufträge
zu erledigen. Hierher gehören die meisten seiner religiösen Bilder.
Er mußte notgedrungen diese Art Aufträge übemehmen; da aber
für kirchliche Bilder ein gewisses pseudoklassisches Schema ein-
geführt war, dessen Innehalten man aufs strengste verlangte, blieb
einem Maler, der die Natur über alles liebte, nichts als ein glattes
Herunterpinseln übrig. Hier, nicht, wie vielfach ausgelegt, in der
gar nicht vorhandenen lrreligiösität Goyas, ist der Grund für die
künstlerische Unzulänglichkeit seiner religiösen Gemälde zu suchen.
Gerade diese Themen wollen mit besonderer Liebe ausgeführt sein,
das Beste und Tiefste einer Künstlerseele will sich in ihnen ab-
klären und gestalten, sie sollen die feinduftende Essenz einer ganzen
Persönlichkeit werden. Dazu muß sich aber diese Persönlichkeit
auch mit ihrem Heiligsten in ihnen ausleben können. Überall, wo
Schaffen innerhalb festgesteckter Grenzen verlangt wurde, finden
wir, daß gerade die religiösen Bilder die schlechtesten sind. Hätte
Goya in diesen Dingen die Freiheit der großen italienischen Meister
besessen, so würden seine Bilder deren religiösen Schöpfungen in
keiner Weise nachstehen. An tiefster Empfindung mangelte es ihm
gewiß nicht.
Durch Mengs erhält dann Goya 1777 endlich Gelegenheit, etwas
zu schaffen, das vollkommen seiner Natur gemäß ist. Es handelte
sich um 20 Kartons für die Tapeten zur Wohnung des Infanten,
zum Pgifdo. Der Künstler benutzt diese Gelegenheit, mit dem Hofe
in Verbindung zu treten, aufs beste und arbeitet fieberhaft. Anfangs