des GroÃherzogs von Hessen (Abb. 756). Es ist voll bezeidinet und 1757 datiert. Daà Ziesenis
SChOfl früher in dem Dienste des Pfalz-Zweibrüdrer Hofes gestanden, läÃt sich an Hand des ebenfalls
hier reproduzierten Kinderbildes, das den Herzog Karl August darstellt und 1751 datiert ist, nadi-
weisen (Abb. 753). Jedenfalls hat der Künstler in Süddeutschland in jener Zeit u. a. in Frankfurt
eine reiche Tätigkeit entfaltet und nur seinem allgemein bekannten Namen wird er die 1764 erfolgte
Berufung an den Hof Georgs ll. nadi Hannover zu danken gehabt haben. Von Hannover aus hat
Ziesenis eine ähnlldl fflldlibafe Tätigkeit an den mitteldeutschen Fürstenhöfen entfaltet, die Ende
der sediziger Jahre durdi einen längeren Aufenthalt in Holland unterbrochen wurde; denn 1768 ist
er als Mitglied der Lukasgilde im Haag nadigewiesen und die nodi heute im Rijksmuseum befind-
lidten Porträts des Statthalters Willem V. und seiner Gemahlin zeugen deutlidi von der inter-
nationalen Wertschätzung, deren sich der Maler bei Lebzeiten erfreute. Sidier aber war er seit
Generationen der erste deutsdie Künstler, der nidit als Nehmender sondem als Gebender nach
Holland kam.
In der Tat ist Ziesenis ein neuer Höhepunkt in der Kunstentwidxlrmg dieser Epodte und vielleidit
der Einzige von allen Hofmalem seiner Zeit, die den Fürsten nidxt nach dem überkommenen Sdiema
als Repräsentanten in Omat und Würden, sondem als Mensdien gesehen und überliefert haben.
Die strenge Sadilidikeit seiner Kunst entbehrt jeder tändelnden Rokokograzie, aber sie wirkt geist-
voll und empfindungsreidi, weil ihr das Temperament eines ersten Malers zur Seite steht. Aparte
Klänge weià Ziesenisiseinem Pinsel zu entlodxen, Akkorde von einer Tonfülle, die man bis dahin
nirgends nodi erlebt hat. Freilich ist nidit alles gleidi groà gesehen und malerisch gestaltet, was
uns von diesem Künstler überliefert wurde. Die Arbeiten aus der süddeutsdlen Zeit haben noch
nidit den Sdiwung des Pinsels und den Mut zu Kontrasten, den wir bei den späteren Bildem so oft
bewundern. Sie wirken glatt und akademisch, obwohl audt hier schon bewuÃt ein neuer Ton editer
Mensehlidikeit vemehmbar ist. Nur wenige Werke dieser Zeit aber können sidi an innerer GröÃe
mit jenen beiden wundervollen Porträts des gräflidl Sdxaumburg-Lippesdxen Paares messen, die
aus dem Büdceburger Sdiloà 118d] Darmstadt kamen, um auf den ersten Blick zu überzeugen
(Abb. 761-762). Solche Sdiöpfungen braudten wahrlidi den Vergleich mit den besten Werken der
englisdien und französisdien Sdiule nicht zu sdteuen. Sie sind frei von jeder Pose, aber voll von
innerer Vomehmheit. Das Rassige des männlidien Porträts in leuditendem Rot, und die Straffheit
des Aufbaues kontrastiert einzigartig zu der verklingenden Weidiheit des in violett-bläulidien Tönen
gehaltenen Frauenbildnisses und die Art, wie hier die Herrschaften mitten in die Landschaft des
gräflidien Parkes hineingestellt sind, deutet auf ein neues Verhältnis des Mensdien zur Natur hin.
im Vergleich zu Ziesenis wirken die beiden Vettem Des Mare'es und Meytens, die in München
und Wien das Amt des Hofmalers versahen, ein wenig antiquiert, obwohl sie als künstlerisdle
Persönlidikeiten im Geiste des deutschen Rokokos jeder für sidi ähnliche Höhepunkte umsdireiben.
Aber bei aller Qualität fehlt ihnen doch das Neusdiöpferiscbe, das bei einem Künstler wie Ziesenis
immer wieder überrascht. Während aber Des Marees zweifellos die stärkere malerisdie Potenz
ist, darf Meytens die gröÃere zeidmerisdte Begabung für sidt in Ansprudi nehmen. Dieser ist
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