Absolutismus der deutsduen Fürstenmadit voraufgeht, auf deren Sdiultern dann das Rokoko
steht. Im Sinne der Gegenreformation aber ist das kirchlidie Barock der höd1ste Ausdrudt
des von den Jesuiten gewedtten neuen Glaubenseifers. Ãber dem Gefühl der irdisdien Unvoll-
kommenheit sdtwingt sid1 in neuer Glorie die VerheiÃung des Jenseits auf, wo die kriege-
risdien Heersd1aren der ecclesia militans den Lohn für ihre Verdienste finden. Ein Rausdt von
überirdisdiem Glüdtsempfinden, eine Sehnsudit, die jubilierend dem Himmel entgegendrängt,
ein Verzüdttsein in gläubiger Ekstase, das sind die- Elemente, aus denen die neuen Kirdten des
deutsdten Barocks erstehen und die Maler die Emotion empfangen, um Dedten und Wände mit
liditen Farben und reichbewegten Szenen zu füllen. Das Sdiaffen dieser von allem Vergangenen
so völlig versdiiedenen Kunst sdieint vergeistigt, transzendental geworden zu sein. Wie in den
Domen des Mittelalters baut die religiöse Sehnsud1t zum zweiten Male Wunderwerke der Kunst,
sdtwingt die Seele, losgelöst von allem irdischen, hinauf zum Unendlidten. Aber während drei
Jahrhunderte vorher die Gotik ihre Bogen und Pfeiler in der reinen Klarheit eines groÃen all-
gemein gültigen harmonischen Gefühles aufbaut, zittert in der abgerissenen Formensprache des
Barodts die verhaltene Leidenschaft und der Triumph einer siegreidien Kampfessdiar nad1, die
um jeden Preis den Ruhm der alten Kirdte verkünden will. Eine neue Mystik hält ihren Einzug
in die Länder des deutsdten Südens, aber diese ist nidit mehr kontemplativ wie ehemals, sondern
innerlidt entzündet von Kampf und dem Verlangen, sdion auf Erden sidi dem Geiste des Un-
endlichen zu nähern. Daher die reichbewegte, leidensdiaftlidt betonte Formensprache im Architek-
tonisdien und die Unselbständigkeit der Glieder gegenüber dem Ganzen, daher 811d! das neue
Verhältnis von Masse und Kraft, in dem die Erstere weit überwiegt, daher endlich das Hinauf-
wadisen der Gestalten an den Wänden, das sdiwunghaft gesteigerte innere Leben aller raum-
bestimmenden Glieder, das Pathos und die theatralische Geste.
Vielleidit empfindet man die Notwendigkeit des künstlerisdten Ausdrudts einer groÃen Stil-
epoche nirgends so auf den ersten Blidt wie angesidits der Werke des kirdtlidien Barocks. ln
ihnen steht wie in einem einzigen Wunder das mächtigste Zeitalter unserer deutsdien Vergangenheit
wundervoll plastisdt vor Augen, der Kampf der Geister und der Menschen um das höchste innere
Gut, die religiöse Ãberzeugung. Dieses Barodt der Fischer von Erladi und Balthasar Neumann,
die nidit die Anfänge, wohl aber den Höhepunkt im Ardtitektonisdien bedeuten, ist im katholisduen
Süden noch bis an die Wende des 18. Jahrhunderts hin in seiner Empfindung ungesdiwädtt
lebendig geblieben, wie sollte man sonst Erscheinungen wie den Tiroler Knaller. den
Wiener Maulpertsdz und den berühmten Kremser Schmidt verstehen, die in ihrem Wirken als
Maler unverkennbar die groÃe Geste der Gegenreformation behauptet haben, nadtdem die Zeit
sonst längst die erhabene Spannkraft des Gefühls eingebüÃt hatte und dem höfisdi repräsentativen
Verlangen untertan geworden war. Man muà sidt daher das Bild dieser Meister wie das ganze
Kapitel kirchlidten Kunstschaffens immer als etwas vom Ãbrigen völlig Gesondertes vor Augen
halten, auch wenn sich die kunsthistorisdte Betradttung an dieser Stelle mit den wenigen Bemer-
kungen bescheiden muÃ, um an Hand des hier vereinigten Materiales der Entwidtlung der