Volltext: Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Abth. 4, Bd. 2)

FAMILIE 
UND 
ELTERNHAUS. 
Offenheit feines Charakters und die unbedingte, vertrauensvolle Hingebung an 
die, welche er liebgewonnen, führte ihm alle Herzen zu. 
Nur im Herzen der Mutter fand das arme Kind den ihm gebührenden Platz 
nicht, und ihr Einflufs auf den Vater fcheint auch diefen wenig günftig gegen 
den Sohn geftimmt zu haben. Die Abneigung der Mutter gegen ihren eigenen 
Sohn aber ging fo weit, dafs fie ihn bald nach des Vaters Ableben das elterliche 
Haus zu verlaffen nöthigte. 
Von nun an widmete fich Karl der Kunft mit einer Liebe und Ausdauer, 
die man früher zu hoffen nie gewagt hätte. Den Vater hatte feine Lehrftelle an 
der Univerfität viel in Anfpruch genommen, wenn auch nicht der Art, dafs er, 
wie wir wiffen, nicht hätte eine Anzahl von Schülern heranbilden können; gleich- 
wohl hatte er Karl dem Porträtmaler Gfeller in Heidelberg, einem Manne von 
vielfcitiger Bildung, in die Lehre gegeben. Ihm fchlofs fich der Schüler, feiner 
weichen, hingebenden Natur entfprechend, bald aufs engfte an. 
Auch mit Daniel Fohr, der um jene Zeit von Baden-Baden nach Heidelberg 
übergefiedelt war, fchlofs der junge Rottmann einen engen FreundfChaffSbund. 
Obwohl er {ich bereits für das landfchaftliche Fach als feinen eigentlichen 
Beruf entfchieden, vermied er doch die Klippe der Einfeitigkeit mit Gefchick, 
indem er nebenbei die menfchliche Geftalt wie die Thierwelt mit gröfster Sorg- 
falt ftudirte. Es kam ihm das fpäter bei der Staffirung feiner Landfchaften treff- 
lich zu Hatten. 
In jener Zeit unternahm Rottmann in Begleitung feines Freundes Fohr eine 
Fufsreife den Rhein hinab und an die malerifchcn Ufer der Mofel. Es War 
fein erfter Ausflug in die Welt und die damals empfangenen EindfüCke Waren 
fo lebhafte und tiefe, dafs {ich Rottmann jener Reife noch in fPäteren Jahren 
mit Liebe erinnerte. 
Wie der Ernfi des Lebens fchon früh an den jungen Künmer herantrab 
fo fpricht fich auch jener tief elegifche Zug, welcher faft durch alle Schöpfungen 
Rottmanns geht, fchon in den Bildern aus jener Zeit charakteriftifch auS. 
Das gilt insbefondere auch von einer grofsen, in Waffer-Farben ausgeführten 
Anficht des von der Abendfonne beleuchteten Heidelberger Schloffes, Welche 
damals entitand. 
Ein anderer Ausflug führte Rottmann nach Stuttgart. 
Noch während ihres früheren Aufenthaltes in Heidelberg hatte er die Brüder 
Boifferee kennen gelernt und war mit den berühmten Kunftfreunden und Kennern 
in lebhaften und anregenden Verkehr getreten. Sie hatten dem ftrebfamen 
jungen Manne bereitwillig ihre reichen Sammlungen erfchloffen und dadurch 
wie durch belehrende Gefpräche feinen künftlerifchen Geflchtskreis erweitert. 
S0 war es ihm Bedürfnifs geworden, fie wieder zu fehen. Gelegentlich des Bei- 
fammenfeins mit ihnen verfuchte er ilCh darin, ein Bild aus ihrer Sammlung 
in Oel zu kopiren und machte {ich bald mit diefer ihm neuen TeChnik dßfäft 
vertraut, dafs er im Stande war, kurz darnach eine DAnllCht der Burg Eltzq an der 
Mofelu in ihr auszuführen. 
Im 
weitere 
Jahre 1822 
Ausbildung 
Gcdclte Rottmann nach München über, 
zu fuchcn. Dem vierundzwanzigjährigen 
um dafelbü feine 
Künüler eröffnete
	        
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