FAMILIE
UND
ELTERNHAUS.
Offenheit feines Charakters und die unbedingte, vertrauensvolle Hingebung an
die, welche er liebgewonnen, führte ihm alle Herzen zu.
Nur im Herzen der Mutter fand das arme Kind den ihm gebührenden Platz
nicht, und ihr Einflufs auf den Vater fcheint auch diefen wenig günftig gegen
den Sohn geftimmt zu haben. Die Abneigung der Mutter gegen ihren eigenen
Sohn aber ging fo weit, dafs fie ihn bald nach des Vaters Ableben das elterliche
Haus zu verlaffen nöthigte.
Von nun an widmete fich Karl der Kunft mit einer Liebe und Ausdauer,
die man früher zu hoffen nie gewagt hätte. Den Vater hatte feine Lehrftelle an
der Univerfität viel in Anfpruch genommen, wenn auch nicht der Art, dafs er,
wie wir wiffen, nicht hätte eine Anzahl von Schülern heranbilden können; gleich-
wohl hatte er Karl dem Porträtmaler Gfeller in Heidelberg, einem Manne von
vielfcitiger Bildung, in die Lehre gegeben. Ihm fchlofs fich der Schüler, feiner
weichen, hingebenden Natur entfprechend, bald aufs engfte an.
Auch mit Daniel Fohr, der um jene Zeit von Baden-Baden nach Heidelberg
übergefiedelt war, fchlofs der junge Rottmann einen engen FreundfChaffSbund.
Obwohl er {ich bereits für das landfchaftliche Fach als feinen eigentlichen
Beruf entfchieden, vermied er doch die Klippe der Einfeitigkeit mit Gefchick,
indem er nebenbei die menfchliche Geftalt wie die Thierwelt mit gröfster Sorg-
falt ftudirte. Es kam ihm das fpäter bei der Staffirung feiner Landfchaften treff-
lich zu Hatten.
In jener Zeit unternahm Rottmann in Begleitung feines Freundes Fohr eine
Fufsreife den Rhein hinab und an die malerifchcn Ufer der Mofel. Es War
fein erfter Ausflug in die Welt und die damals empfangenen EindfüCke Waren
fo lebhafte und tiefe, dafs {ich Rottmann jener Reife noch in fPäteren Jahren
mit Liebe erinnerte.
Wie der Ernfi des Lebens fchon früh an den jungen Künmer herantrab
fo fpricht fich auch jener tief elegifche Zug, welcher faft durch alle Schöpfungen
Rottmanns geht, fchon in den Bildern aus jener Zeit charakteriftifch auS.
Das gilt insbefondere auch von einer grofsen, in Waffer-Farben ausgeführten
Anficht des von der Abendfonne beleuchteten Heidelberger Schloffes, Welche
damals entitand.
Ein anderer Ausflug führte Rottmann nach Stuttgart.
Noch während ihres früheren Aufenthaltes in Heidelberg hatte er die Brüder
Boifferee kennen gelernt und war mit den berühmten Kunftfreunden und Kennern
in lebhaften und anregenden Verkehr getreten. Sie hatten dem ftrebfamen
jungen Manne bereitwillig ihre reichen Sammlungen erfchloffen und dadurch
wie durch belehrende Gefpräche feinen künftlerifchen Geflchtskreis erweitert.
S0 war es ihm Bedürfnifs geworden, fie wieder zu fehen. Gelegentlich des Bei-
fammenfeins mit ihnen verfuchte er ilCh darin, ein Bild aus ihrer Sammlung
in Oel zu kopiren und machte {ich bald mit diefer ihm neuen TeChnik dßfäft
vertraut, dafs er im Stande war, kurz darnach eine DAnllCht der Burg Eltzq an der
Mofelu in ihr auszuführen.
Im
weitere
Jahre 1822
Ausbildung
Gcdclte Rottmann nach München über,
zu fuchcn. Dem vierundzwanzigjährigen
um dafelbü feine
Künüler eröffnete