Volltext: Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Abth. 4, Bd. 2)

F ERIEN REISE 
DIE 
SCHWEIZ. 
1789. Anfänglich war Koch zum Kupferftcchcr beftimmt und lernte fo jene 
Technik ausüben, durch die er uns fpäter eine Reihe vorzüglicher Compofitionen 
vermittelt hat. Ich meine insbefondere die 20 römifchen Anüchten, die An- 
drefen in {einen Malcr-Radirern des I9. Jahrhunderts unter Nr. 1-20 be- 
fchrieben hat. 
Von Kochs Zeichnungen und Radirungen für die Karlsfchule ift mir nichts 
zu Geficht gekommen. Erwähnt wird eine folche im Tiroler Boten von 1839 
(S. 48). Ein Blatt der Stuttgarter Sammlung mit einer Caricatur der Göttin 
Mode, des Rocoeo, flammt zwar aus der Stuttgarter Zeit des Malers, ift aber 
gewifs nicht für die Schule hergeftellt. Frühe Proben 7) aber von feinem Talent 
{ind uns in jenen Illuftrationen erhalten, die er in das Tagebuch feiner Ferienreife 
in die Schweiz gezeichnet hat. Kochs Reifegefährte war Roos, ein Mitfchüler 
3115 der Stuttgarter Akademie. Den Text fchrieb Pfaff, wohl hauptfächlieh 
nach Angabe von Koch, der mit noch wenig geübter Hand aber mit viel 
Humor den Bilderfchmuck beforgte. Der gröfste Theil des Tagebuches be- 
findet {ich heute im Kupferitichkabinet zu Stuttgart. Diefen Theil hat zuerft 
E. Förfter auszugsweife in Eggerä Kunftblatt von 1855 mitgetheilt; Lützow hat 
hat ihn fpäter ausführlicher behandelt (Zeitfchrift f. bild. Kunft 1874). Die erften 
und letzten Blätter des intereffanten Dokuments befinden {ich gegenwärtig im 
Ferdinandeum zu Innsbruck, wohin fie als Gefchenk von Profeffor C. Fr. Stumpf 
Brentano gekommen {ind. Diefer hatte fie bei F. A. C. Preftel in Frankfurt a. M. 
erfianden"). PrePtel feinerfeits hatte die Blätter wieder aus der MarfchalPfchen 
Sammlung bekommen. Der Text für diefe Theile C165 31161193, am) C161" Anfang 
und das Ende der Reifebefehreibung fehlt; dagegen geben uns die Auffchrei- 
bnngen des Stuttgarter Fragmentes (30 Blätter  das auch eine gefchriebene 
Ueberficht der Zeichnungen enthält, über die Richtung und einigermafsen auch 
über Zeit und Dauer der Reife einige Auskunft. Im Unklaren flnd Wir über 
das Jahr, das zwifchen 1785 und 1791 liegen mufs und zwifchen 1789 und 179! 
liegen dürfte. Da in dem Texte fchon ein hoher Grad von Widerwillen gegen 
die Karlsfchule zum Ausdruck kommt,-i{t das Jahr der Reife näher an 179! (im 
December diefes Jahres entlioh Koch aus der Akademie) als an 1785 (Jahr des 
Eintrittes) anzufetzen"). Die erfre chronologifche Angabe, die im Stuttgarter 
Fragment vorkommt, lautet: v4. Tagercife XXIX. Aprila, woraus {ich der 26. April 
als erfter Reifetag ergiebt. Der Weg ging über Neckar-Thailfingen, Hohen 
Urach, Zwiefalten, Salmansweil an den Bodenfee. Petershaufen wird genannt, 
ConPcanz, Emadingen, die Infel Reichenau, Schaffhaufen. Der erfte Mai findet 
die Wanderer am Rheinfall, deffen Großartigkeit fchwungvoll befchrieben iPc. 
Am zweiten Mai wird eine anftrengende Wanderung auf Bergpfaden verzeichnet. 
Nun folgen noch hübfche Aquarelle, die Landestrachten aus Württemberg dar- 
ftellen, aber die Reifebefehreibung läfst uns hier im Stich. Uebrigens dürften 
die Jünglinge bald zurückgekehrt fein; denn lange Ferien gab es in der Karls- 
fchule nicht w).  
Aus den langen Reflexionen über die Malerei, die {ich im Tagebuche finden, 
müffen einige Stellen hervorgehoben werden, die offenbar ganz im Sinne, viel- 
leicht mit den Worten Kochs abgefafst find. Sie enthalten einen entfchiedenen
	        
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