SIR JOSHUA
REYNOLDS.
feiner Thür; Reynolds dagegen verachtete das Lächerliche und Burleske und
zwar ausdrücklich deswegen, weil er es für die erfie Pflicht des Portraitmalers
hielt, die guten Eigenfchaften der ihm Sitzenden hervorzuheben. Beide waren
fchriftflellerifch thätig; die Lehrfätze Hogarth's aber Waren verletzend und de-
fiructiv, Während "Reynolds? Unterweifungen durch Verföhnung der Gegenfätze
die Kunft wieder zu beleben und ein nationales Wachsthum derfelben zu för-
dem
fuchten.
Jofhua Reynolds wurde zu Plymton in Devonfhire am 16.Juli 1723 geboren,
und war unter den elf Kindern feiner Eltern das zehnte. Sein Vater, ein Geiil-
licher und unterrichteter Mann, hielt eine lateinifche Schule um feinem dürftigen
Einkommen aufzuhelfen. In feinem Haufe blieb Jofhua bis zu feinem neunzehn-
ten Jahre, fo dafs er eine fyftematifche künftlerifche Ausbildung nicht genofs,
ein" Nachtheil, den er fein Lebelang empfand. Der Vater bePcimmte den Sohn
für die medizinifche Laufbahn und unterrichtete ihn felbft. Aber die mit zwin-
gender Macht fich äufsernde Kraft des künftlerifchen- Genius entfchied auch bei
ihm wie fo oft gegen den urfprünglichen Willen der Eltern zu Gunfren der
Malerei. Fafl unglaubig klingt die doch ficher verbürgte Nachricht, dafs der
zehnjährige Jofhua fchon theoretifche Studien der Perfpective trieb und in der
Schule feines Vaters in der Zeichnung eines "Arkadenhofes die eben erlernten
Regeln in die Praxis zu überfetzen vermochte. Auch wird erzählt, dafs er
kopirte, was ihm an Zeichnungen und Holzfchnitten in die Hände fiel, häufig
Bildniffe feiner Freunde und Verwandten malte und Richardfons berühmte nAb-
handlung über Malereicr fchon frühzeitig fich zu eigen machte.
Nachdem Reynolds die Hülfsmittel heimiifcher Bildung erfchöpft hatte, wurde
er neunzehnjährig nach London gefchickt und dort gegen eine Zahlung von
2400 Mark unter die Obhut Hudfon's, des damals für den heften geltenden
Portraitmalers geftellt. Schlecht genug war freilich diefer vbeftea. Nach dem
wohlerwogenen Urtheile der Redgraves, hatte Hudfon nur den Bodenfatz der
Traditionen Lely's und Kneller's geerbt, die ihm durch feinen Meiiter Richardfon
überliefert worden waren. Noch exiftirt ein Portrait, das der junge Reynolds,
ungefähr 21 Jahr alt, ausführte; es ift trocken, dürftig und kümmerlich, wie
überhaupt die Werke der Maler jener Zeit. Glücklicherweife konnten flch Hud-
fon und fein Schüler nicht recht zu einander Pcellen, wefshalb fie fich fchon
nach zwei Jahren wieder von einander trennten. Reynolds verliefs feinen Meifter,
ohne irgend wefentliches bei ihm gelernt zu haben, wohl aber hatte er eine
koftbare Zeit verloren, um Hand und Geift zu bilden. Er war faft ganz auf
{ich allein angewiefen; die Akademie beftand noch nicht und die unbedeu-
tende Schule in St. Martins Lane befuchte er nicht.
Nach Beendigung der ziemlich fruchtlofen Lehrjahre kehrte Reynolds im
Jahre 1743 nach feinem Geburtsorte zurück; doch erfchien er fchon im folgenden
Jahre wieder in London, wo er fogar wagte, eine gröfsere Wohnung zu miethen,
in der Hoffnung, dadurch auch mehr Kundfchaft anzulocken. Als aber fein Vater
im Jahre 1746 flarb, wandte er {ich abermals der Heimath zu, und wohnte drei
Jahre lang in Plymouth Dock. Ueber diefen Zeitabfchnitt iPc wenig Bemerkens-
werthes zu berichten; er malte eben Bildniffe in der herkömmlichen Schablone